<lb n="1" xml:id="b3r_lb1"/>leicht <milestone unit="page" edRef="#Ed" n="99"/>in Nichts größer als gerade darin, den Muth zu seiner <hi rend="underline">Sinnlichkeit</hi> gehabt zu
<lb n="2" xml:id="b3r_lb2"/>haben<subst xml:id="b3r_subst_d2e52"><del rend="strikethrough" cause="insM">.</del> <add place="above" rend="insM" xml:id="b3r_add_d2e56">(– man hieß sie damals, zart genug, die „evangelische Freiheit“…)</add></subst> Selbst aber in jenem Falle, wo es wirklich jenen Gegensatz zwischen Keuschheit
<lb n="3" xml:id="b3r_lb3"/>und Sinnlichkeit giebt, braucht es glücklicher Weise noch lange kein tragischer Gegensatz
<lb n="4" xml:id="b3r_lb4"/>zu sein. Dies dürfte wenigstens für alle wohlgeratheneren, wohlgemutheren Sterbli<pc force="weak">-</pc>
<lb n="5" xml:id="b3r_lb5"/>chen gelten, welche ferne davon sind, ihr labiles Gleichgewicht zwischen „Thier und
<lb n="6" xml:id="b3r_lb6"/>Engel“ ohne Weiteres zu den Gegengründen des Daseins zu rechnen<subst instant="true" xml:id="b3r_subst_d2e71"><del rend="overwritten">.</del><add place="superimposed" xml:id="b3r_add_d2e74">,</add></subst> – die Feinsten
<lb n="7" xml:id="b3r_lb7"/>und Hellsten, gleich Goethen, gleich Hafis, haben darin sogar einen Lebensreiz <hi rend="underline">mehr</hi>
<lb n="8" xml:id="b3r_lb8"/>gesehn. Solche „Widersprüche“ gerade verführen zum Dasein… Andrerseits versteht es
<lb n="9" xml:id="b3r_lb9"/>sich nur zu gut, daß wenn einmal die verunglückten Schweine dazu gebracht werden,
<lb n="10" xml:id="b3r_lb10"/>die Keuschheit anzubeten – und es giebt solche Schweine! – sie in ihr nur ihren Ge<pc force="weak">-</pc>
<lb n="11" xml:id="b3r_lb11"/>gensatz, den Gegensatz zum verunglückten Schweine sehn und anbeten<subst xml:id="b3r_subst_d2e95"><del rend="strikethrough" cause="insM">*;</del> <add place="above" rend="insM" xml:id="b3r_add_d2e100">werden –</add></subst> oh mit was für
<lb n="12" xml:id="b3r_lb12"/>einem tragischen Gegrunz und Eifer<subst xml:id="subst1a_b3r" seq="1"><del rend="overwritten">,</del><add place="superimposed" xml:id="b3r_add_d2e108">!</add></subst> man kann es sich denken<subst xml:id="subst1b_b3r" seq="1" instant="true"><del rend="strikethrough">!</del><add place="inline" xml:id="b3r_add_d2e114">:</add> <del rend="hatching">–</del></subst> jenen peinlichen
<lb n="13" xml:id="b3r_lb13"/>und überflüssigen Gegensatz, den Richard Wagner unbestreitbar am Ende seines Le<pc force="weak">-</pc>
<lb n="14" xml:id="b3r_lb14"/>bens noch hat in Musik setzen und auf die Bühne stellen wollen. <hi rend="underline">Wozu</hi> <hi rend="underline">doch</hi>?
<lb n="15" xml:id="b3r_lb15"/>wie man billig fragen darf. Denn was giengen ihn, was gehen uns <del rend="hatching">–</del> die Schwei<pc force="weak">-</pc>
<lb n="18" rend="indent" xml:id="b3r_lb18"/>Dabei ist freilich jene andre Frage nicht zu umgehn, was ihn eigentlich jene männ<pc force="weak">-</pc>
<lb n="19" xml:id="b3r_lb19"/>liche (ach, so unmännliche) „Einfalt vom Lande“ angieng, jener arme Teufel und Natur<pc force="weak">-</pc>
<lb n="20" xml:id="b3r_lb20"/>bursch Parsifal, der von ihm mit so verfänglichen Mitteln schließlich katholisch gemacht
<lb n="21" xml:id="b3r_lb21"/>wird – wie? war dieser Parsifal überhaupt <hi rend="underline">ernst</hi> ge<milestone unit="page" edRef="#Ed" n="100"/>meint? Man könnte näm<pc force="weak">-</pc>
<lb n="22" xml:id="b3r_lb22"/>lich versucht sein, das Umgekehrte zu muthma<restore type="dotUnderline"><del rend="strikethrough">a</del></restore>ßen, selbst zu wünschen, – daß der
<lb n="23" xml:id="b3r_lb23"/>Wagnersche Parsifal heiter gemeint sei, gleichsam als Schlußstück und Satyrdrama,
<lb n="24" xml:id="b3r_lb24"/>mit dem der Tragiker Wagner auf eine gerade ihm gebührende und würdige Weise von
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