<publisher>Nietzsche-Edition, Universität Basel</publisher>
<date>tba</date>
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<title>Der späte Nietzsche. Werke. Digitale Edition der Druckdokumente</title>
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Bibliographie</head><!-- NB! analog in teiHeader von Dm, Cb, Ed/KGW/KSA, QV -->
<biblxml:id="Dm">Druckmanuskript zu Zur Genealogie der Moral. Eine Streitschrift. Leipzig: C. G. Naumann 1887 (Mette-Signatur: D 20; GSA-Signatur: 71/27,1, 71/27,2). Aufbewahrungsort: Goethe- und Schiller-Archiv, Weimar. [=Dm]</bibl>
<biblxml:id="Cb">Zur Genealogie der Moral [Korrekturbogenexemplar] (Mette-Signatur: K 11; HAAB-Signatur: C 4616). Aufbewahrungsort: Herzogin Anna Amalia Bibliothek, Weimar. [=Cb]</bibl>
<biblxml:id="Ed">Friedrich Nietzsche: Zur Genealogie der Moral. Eine Streitschrift. Leipzig: C. G. Naumann 1887 (Mette-Signatur: E 40) [=Ed]. Exemplar HAAB: ed. cit. (HAAB-Signatur: C 4620). Aufbewahrungsort: Herzogin Anna Amalia Bibliothek, Weimar.</bibl>
<biblxml:id="KGW">Nietzsche: Werke. Kritische Gesamtausgabe. Herausgegeben von Giorgio Colli und Mazzino Montinari. Band VI 2: Friedrich Nietzsche: Jenseits von Gut und Böse. Zur Genealogie der Moral. (1886-1887). Berlin: Walter de Gruyter 1968. [=KGW]</bibl>
<biblxml:id="KSA">Friedrich Nietzsche: Sämtliche Werke. Kritische Studienausgabe. Herausgegeben von Giorgio Colli und Mazzino Montinari. Band 5: Friedrich Nietzsche: Jenseits von Gut und Böse. Zur Genealogie der Moral. München: Deutscher Taschenbuch Verlag; Berlin/New York: Walter de Gruyter 1988 (2., durchges. Aufl.). [=KSA]</bibl>
<biblxml:id="Gast1908">Peter Gast [= Heinrich Köselitz] (Hg.): Friedrich Nietzsches Briefe an Peter Gast. 2. Aufl. Leipzig: Insel 1908.</bibl>
<biblxml:id="Mette1933">Hans Joachim Mette: Sachlicher Vorbericht zur Gesamtausgabe der Werke Friedrich Nietzsches. In: Friedrich Nietzsche: Werke und Briefe. Historisch-kritische Gesamtausgabe. Werke. Bd. I. München: C. H. Beck’sche Verlagsbuchhandlung 1933 [=BAW I], XXXI-CXXVI.</bibl>
<lbn="1"rend="centered"/>Dem letztveröffentlichten „<hirend="spaced">Jenseits von Gut und Böse</hi>“ zur <lbn="2"rend="centered"/>Ergänzung und Verdeutlichung beigegeben.</orig>
<sicsource="#KGW #KSA">
<notetype="editorial">vakat</note>
</sic>
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<anchorxml:id="lemEndIIa"/>
</titlePart>
<appfrom="#lemIIa"to="#lemEndIIa">
<lem>
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<origsource="#Ed">Dem … beigegeben.</orig>
<sicsource="#KGW #KSA">
<notetype="editorial">vakat</note>
</sic>
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<notetype="annotation">Titelrückseite von Ed in KGW/KSA nicht wiedergegeben, in KSA im Kommentarband mitgeteilt (KSA 14, 377)</note>
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</titlePage>
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</front>
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<div1xml:id="GMVorrede">
<pbn="III"/>
<pbedRef="#KGW #KSA"n="259/247"/>
<milestoneunit="page"source="#Dm"n="a2r"/>
<head>
<lbn="1"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="1"/>
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<origsource="#Ed">VORREDE.</orig>
<origsource="#KGW #KSA">Vorrede.</orig>
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<div2xml:id="GMVorrede01">
<head>
<lbn="2"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="2"/>1.</head>
<p>
<lbn="3"rend="indent"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="3"rend="indent"/>Wir sind uns unbekannt, wir Erkennenden, wir <lbn="4"/>selbst uns <lbedRef="#KGW #KSA"n="4"/>selbst: das hat seinen guten Grund. Wir <lbn="5"/>haben nie nach uns ge<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="5"/>sucht, – wie sollte es geschehn, <lbn="6"/>dass wir eines Tags uns <hirend="spaced">fän<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="6"/>den</hi>? Mit Recht hat man <lbn="7"/>gesagt: „wo euer Schatz ist, da ist <lbedRef="#KGW #KSA"n="7"/>auch euer Herz“; <lbn="8"/>
<hirend="spaced">unser</hi> Schatz ist, wo die Bienenkörbe <lbedRef="#KGW #KSA"n="8"/>unsrer Erkennt<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="9"/>niss stehn. Wir sind immer dazu unterwegs, als <lbedRef="#KGW #KSA"n="9"/>ge<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="10"/>borne Flügelthiere und Honigsammler des Geistes, wir <lbn="11"/>küm<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="10"/>mern uns von Herzen eigentlich nur um Eins – <lbn="12"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="11"/>zubringen“. Was das Leben sonst, die so<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="13"/>genannten „Erlebnisse“ <lbedRef="#KGW #KSA"n="12"/>angeht, – wer von uns hat <lbn="14"/>dafür auch nur Ernst genug? Oder <lbedRef="#KGW #KSA"n="13"/>Zeit genug? Bei <lbn="15"/>solchen Sachen waren wir, fürchte ich, nie recht <lbedRef="#KGW #KSA"n="14"/>„bei <lbn="16"/>der Sache“: wir haben eben unser Herz nicht dort – <lbn="17"/>und <lbedRef="#KGW #KSA"n="15"/>nicht einmal unser Ohr! Vielmehr wie ein Göttlich-<lbn="18"/>Zerstreuter <lbedRef="#KGW #KSA"n="16"/>und In-sich-Versenkter, dem die Glocke <lbn="19"/>eben mit aller Macht <lbedRef="#KGW #KSA"n="17"/>ihre zwölf Schläge des Mittags <lbn="20"/>in’s Ohr gedröhnt hat, mit <segtype="lem"xml:id="lemIIIb"/>einem<anchorxml:id="lemEndIIIb"/><lbedRef="#KGW #KSA"n="18"/>Male aufwacht und <lbn="21"/>sich fragt „was hat es da eigentlich geschla<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="19"/>gen?“ so <lbn="22"/>reiben auch wir uns mitunter <hirend="spaced">hinterdrein</hi> die <lbedRef="#KGW #KSA"n="20"/>Ohren <lbn="23"/>und fragen, ganz erstaunt, ganz betreten „was haben wir <lbn="24"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="21"/>da eigentlich erlebt? mehr noch: wer <hirend="spaced">sind</hi> wir eigent<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="25"/>lich?“ und <lbedRef="#KGW #KSA"n="22"/>zählen nach, hinterdrein, wie gesagt, alle <pbn="IV"/>
<lbn="1"/>die zitternden zwölf <lbedRef="#KGW #KSA"n="23"/>Glockenschläge unsres Erlebnisses, <lbn="2"/>unsres Lebens, unsres <hirend="spaced">Seins</hi><lbedRef="#KGW #KSA"n="24"/>– ach! und verzählen uns <lbn="3"/>dabei… Wir bleiben uns eben noth<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="25"/>wendig fremd, <lbn="4"/>wir verstehn uns nicht, wir <hirend="spaced">müssen</hi> uns ver<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<pbedRef="#KGW #KSA"n="260/248"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="1"/>wechseln, <lbn="5"/>für uns heisst der Satz in alle Ewigkeit „Jeder ist <lbn="6"/>sich <lbedRef="#KGW #KSA"n="2"/>selbst der Fernste“, – für uns sind wir keine „Er<pcsource="#Ed #KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbn="7"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="3"/>kennenden“…</p>
</div2>
<appfrom="#lemIIIa"to="#lemEndIIIa">
<lem>Etwas</lem>
<rdgwit="#Dm"n="a2r,7">etwas</rdg>
</app>
<appfrom="#lemIIIb"to="#lemEndIIIb">
<lem>einem</lem>
<rdgwit="#Dm"n="a2r,11">Einem</rdg>
</app>
<div2xml:id="GMVorrede02">
<head>
<lbn="8"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="4"/>2.</head>
<p>
<lbn="9"rend="indent"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="5"rend="indent"/>– Meine Gedanken über die <hirend="spaced">Herkunft</hi><segtype="lem"xml:id="lemIVa"/>unserer<anchorxml:id="lemEndIVa"/><lbn="10"/>mora<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="6"/>lischen Vorurtheile – denn um sie handelt es sich <lbn="11"/>in dieser <lbedRef="#KGW #KSA"n="7"/>Streitschrift – haben ihren ersten, sparsamen <lbn="12"/>und vorläufigen <lbedRef="#KGW #KSA"n="8"/>Ausdruck in jener Aphorismen-Samm<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="13"/>lung erhalten, die den Ti<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbn="14"/>zumenschliches. Ein Buch für freie <lbedRef="#KGW #KSA"n="10"/>
<segtype="lem"xml:id="lemIVaa"/>Geister“,<anchorxml:id="lemEndIVaa"/><!-- je nach Dm-Enzifferung app oder nicht!! --> und deren <lbn="15"/>Niederschrift in Sorrent begonnen wurde, <lbedRef="#KGW #KSA"n="11"/>während eines <lbn="16"/>Winters, welcher es mir erlaubte, Halt zu machen <lbedRef="#KGW #KSA"n="12"/>wie <lbn="17"/>ein Wandrer Halt <segtype="lem"xml:id="lemIVb"/>macht<anchorxml:id="lemEndIVb"/> und das weite und gefährliche <lbn="18"/>Land <lbedRef="#KGW #KSA"n="13"/>zu überschauen, durch das mein Geist bis dahin <lbn="19"/>gewandert war. <lbedRef="#KGW #KSA"n="14"/>Dies geschah im Winter 1876-77; die <lbn="20"/>Gedanken selbst sind <lbedRef="#KGW #KSA"n="15"/>älter. Es waren in der Haupt<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="21"/>sache schon die gleichen Gedanken, <lbedRef="#KGW #KSA"n="16"/>die ich in den vor<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="22"/>liegenden Abhandlungen wieder aufnehme: <lbedRef="#KGW #KSA"n="17"/>– hoffen <lbn="23"/>wir, dass die lange Zwischenzeit ihnen gut gethan hat, <lbn="24"/>
<hirend="spaced">Dass</hi> ich aber heute noch an ihnen festhalte, <lbn="26"/>dass sie sich sel<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="20"/>ber inzwischen immer fester an einander <lbn="27"/>gehalten haben, ja in <lbedRef="#KGW #KSA"n="21"/>einander gewachsen und verwach<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="28"/>sen sind, das stärkt in mir die <lbedRef="#KGW #KSA"n="22"/>frohe Zuversichtlich<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="29"/>keit, sie möchten von Anfang an in mir nicht <lbedRef="#KGW #KSA"n="23"/>einzeln, <pbn="V"/>
<lbn="1"/>nicht beliebig, nicht sporadisch entstanden sein, son<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="2"/>dern <lbedRef="#KGW #KSA"n="24"/>aus einer gemeinsamen Wurzel heraus, aus einem <lbn="3"/>in der Tiefe <lbedRef="#KGW #KSA"n="25"/>gebietenden, immer bestimmter redenden, <lbn="4"/>immer Bestimmteres <lbedRef="#KGW #KSA"n="26"/>verlangenden <hirend="spaced">Grundwillen</hi> der <lbn="5"/>Erkenntniss. So allein <lbedRef="#KGW #KSA"n="27"/>nämlich geziemt es sich bei <lbn="6"/>einem Philosophen. Wir haben kein <lbedRef="#KGW #KSA"n="28"/>Recht darauf, <lbn="7"/>irgend worin <hirend="spaced">einzeln</hi> zu sein: wir dürfen <lbedRef="#KGW #KSA"n="29"/>weder ein<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="8"/>zeln irren, noch einzeln die Wahrheit treffen. Vielmehr <lbn="9"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="30"/>mit der Nothwendigkeit, mit der ein Baum seine Früchte <lbn="10"/>trägt, <lbedRef="#KGW #KSA"n="31"/>wachsen aus uns unsre Gedanken, unsre Werthe, <lbn="11"/>unsre Ja’s und <lbedRef="#KGW #KSA"n="32"/>Nein’s und Wenn’s und Ob’s – ver<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="12"/>wandt und bezüglich alle<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<pbedRef="#KGW #KSA"n="261/249"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="1"/>sammt unter einander und <lbn="13"/>Zeugnisse Eines Willens, Einer Ge<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="2"/>sundheit, Eines Erd<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="14"/>reichs, Einer Sonne. – Ob sie <hirend="spaced">euch</hi><lbedRef="#KGW #KSA"n="3"/>schmecken, diese <lbn="15"/>unsre Früchte? – Aber was geht das die Bäume <lbedRef="#KGW #KSA"n="4"/>an! <lbn="16"/>Was geht das <hirend="spaced">uns</hi> an, uns Philosophen!…</p>
</div2>
<appfrom="#lemIVa"to="#lemEndIVa">
<lem>unserer</lem>
<rdgwit="#Dm"n="a2r,19">unsrer</rdg>
</app>
<appfrom="#lemIVaa"to="#lemEndIVaa">
<lem>Geister“,</lem>
<rdgwit="#Dm"n="a2r,21">Geister“</rdg>
</app><!-- Dm-Entzifferung noch unsicher… -->
<appfrom="#lemIVb"to="#lemEndIVb">
<lem>macht</lem>
<rdgwit="#Dm"n="a2r,22">macht,</rdg>
</app>
<div2xml:id="GMVorrede03">
<head>
<lbn="17"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="5"/>3.</head>
<p>
<lbn="18"rend="indent"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="6"rend="indent"/>Bei einer mir eignen Bedenklichkeit, die ich un<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="7"/>gestehe – sie bezieht sich nämlich auf die <lbn="20"/>
<hirend="spaced">Moral</hi>, auf Alles, <lbedRef="#KGW #KSA"n="8"/>was bisher auf Erden als Moral ge<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="21"/>feiert worden ist –, einer <lbedRef="#KGW #KSA"n="9"/>Bedenklichkeit, welche in <lbn="22"/>meinem <milestoneunit="page"source="#Dm"n="a2v"/><!-- so?! -->Leben so früh, so unaufge<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="10"/>fordert, so unauf<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="23"/>haltsam, so in Widerspruch gegen Umgebung, <lbedRef="#KGW #KSA"n="11"/>Alter, <lbn="24"/>Beispiel, Herkunft auftrat, dass ich beinahe das Recht <lbn="25"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="12"/>hätte, sie mein „A priori“ zu nennen, – musste meine <lbn="26"/>Neu<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="13"/>gierde ebenso wie mein Verdacht bei Zeiten an der <lbn="27"/>Frage Halt <lbedRef="#KGW #KSA"n="14"/>machen, <hirend="spaced">welchen Ursprung</hi> eigentlich <lbn="28"/>unser Gut und <lbedRef="#KGW #KSA"n="15"/>Böse habe. In der That gieng mir be<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<pbn="VI"/>
<lbn="1"/>reits als dreizehnjährigem <lbedRef="#KGW #KSA"n="16"/>Knaben das Problem vom <lbn="2"/>Ursprung des Bösen nach: ihm wid<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="17"/>mete ich, in einem <lbn="3"/>Alter, wo man „halb Kinderspiele, halb Gott <lbedRef="#KGW #KSA"n="18"/>im Herzen“ <lbn="4"/>hat, mein erstes litterarisches Kinderspiel, meine <lbedRef="#KGW #KSA"n="19"/>erste <lbn="5"/>philosophische Schreibübung – und was meine da<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="6"/>malige <lbedRef="#KGW #KSA"n="20"/>„Lösung“ des Problems anbetrifft, nun, so gab <lbn="7"/>ich, wie es billig <lbedRef="#KGW #KSA"n="21"/>ist, Gott die Ehre und machte ihn <lbn="8"/>zum <hirend="spaced">Vater</hi> des Bösen. <lbedRef="#KGW #KSA"n="22"/>Wollte es gerade <hirend="spaced">so</hi> mein „A <lbn="9"/>priori“ von mir? jenes <segtype="lem"xml:id="lemVIa"/>neue,<anchorxml:id="lemEndVIa"/> un<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="23"/>moralische, mindestens <lbn="10"/>immoralistische „A priori“ und der aus <lbedRef="#KGW #KSA"n="24"/>ihm redende ach! <lbn="11"/>so anti-Kantische, so räthselhafte „katego<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbn="12"/>tiv“, dem ich inzwischen immer mehr Gehör und <lbedRef="#KGW #KSA"n="26"/>nicht <lbn="13"/>nur Gehör geschenkt habe?… Glücklicher Weise lernte <lbn="14"/>ich <lbedRef="#KGW #KSA"n="27"/>bei Zeiten das theologische Vorurtheil von dem mo<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="28"/>scheiden und suchte nicht mehr den Ur<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="16"/>sprung des Bösen <hirend="spaced">hin<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="29"/>ter</hi> der Welt. Etwas historische <lbn="17"/>und philologische Schulung, <lbedRef="#KGW #KSA"n="30"/>eingerechnet ein angeborner <lbn="18"/>wählerischer Sinn in Hinsicht auf <lbedRef="#KGW #KSA"n="31"/>psychologische Fra<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="19"/>gen überhaupt, verwandelte in Kürze mein <lbedRef="#KGW #KSA"n="32"/>Problem in <lbn="20"/>das andre: unter welchen Bedingungen erfand sich <pbedRef="#KGW #KSA"n="262/250"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="1"/>der <lbn="21"/>Mensch jene Werthurtheile gut und böse? <hirend="spaced">und wel<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="22"/>chen <lbedRef="#KGW #KSA"n="2"/>Werth haben sie selbst?</hi> Hemmten oder för<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="23"/>derten sie <lbedRef="#KGW #KSA"n="3"/>bisher das menschliche Gedeihen? Sind sie <lbn="24"/>ein Zeichen von Noth<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="4"/>stand, von Verarmung, von Ent<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="25"/>artung des Lebens? Oder um<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="5"/>gekehrt, verräth sich in <lbn="26"/>ihnen die Fülle, die Kraft, der Wille des <lbedRef="#KGW #KSA"n="6"/>Lebens, sein <lbn="27"/>Muth, seine Zuversicht, seine Zukunft? – Darauf <lbedRef="#KGW #KSA"n="7"/>fand <lbn="28"/>und wagte ich bei mir mancherlei Antworten, ich unter<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="29"/>schied <lbedRef="#KGW #KSA"n="8"/>Zeiten, Völker, Ranggrade der Individuen, ich <pbn="VII"/>
<lbn="1"/>spezialisirte <lbedRef="#KGW #KSA"n="9"/>mein Problem, aus den Antworten wurden <lbn="2"/>neue Fragen, For<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbn="3"/>lichkeiten: bis ich endlich <lbedRef="#KGW #KSA"n="11"/>ein eignes Land, einen eig<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="4"/>nen Boden hatte, eine ganze verschwie<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="12"/>gene wachsende <lbn="5"/>blühende Welt, heimliche Gärten gleichsam, von <lbedRef="#KGW #KSA"n="13"/>denen <lbn="6"/>Niemand <segtype="lem"xml:id="lemVIIa"/>Etwas<anchorxml:id="lemEndVIIa"/> ahnen durfte… Oh wie wir <hirend="spaced">glück<pcsource="#Ed #KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbn="7"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="14"/>lich</hi> sind, wir Erkennenden, vorausgesetzt, dass wir <lbn="8"/>nur lange <lbedRef="#KGW #KSA"n="15"/>genug zu schweigen wissen!…</p>
</div2>
<appfrom="#lemVIa"to="#lemEndVIa">
<lem>neue,</lem>
<rdgwit="#Dm"n="a2v,8">neue</rdg>
</app>
<appfrom="#lemVIIa"to="#lemEndVIIa">
<lem>Etwas</lem>
<rdgwit="#Dm"n="a2v,20">etwas</rdg>
</app>
<div2xml:id="GMVorrede04">
<head>
<lbn="9"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="16"/>4.</head>
<p>
<lbn="10"rend="indent"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="17"rend="indent"/>Den ersten Anstoss, von meinen Hypothesen über <lbn="11"/>den Ur<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="18"/>sprung der Moral Etwas zu verlautbaren, gab <lbn="12"/>mir ein klares, <lbedRef="#KGW #KSA"n="19"/>sauberes und kluges, auch altkluges <lbn="13"/>Büchlein, in welchem mir <lbedRef="#KGW #KSA"n="20"/>eine umgekehrte und per<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="14"/>verse Art von genealogischen Hypo<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="21"/>thesen, ihre eigent<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="15"/>lich <hirend="spaced">englische</hi> Art, zum ersten Male <lbedRef="#KGW #KSA"n="22"/>deutlich ent<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="16"/>gegentrat, und das mich anzog – mit jener Anzie<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbn="17"/>kraft, die alles Entgegengesetzte, alles Antipodische <lbn="18"/>hat. <lbedRef="#KGW #KSA"n="24"/>Der Titel des Büchleins war „der Ursprung der <lbn="19"/>moralischen <lbedRef="#KGW #KSA"n="25"/>Empfindungen“; sein Verfasser Dr. Paul <lbn="20"/>Rée; das Jahr seines <lbedRef="#KGW #KSA"n="26"/>Erscheinens 1877. Vielleicht habe <lbn="21"/>ich niemals Etwas gelesen, zu <lbedRef="#KGW #KSA"n="27"/>dem ich dermaassen, <lbn="22"/>Satz für Satz, Schluss für Schluss, bei mir <lbedRef="#KGW #KSA"n="28"/>Nein ge<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="23"/>sagt hätte wie zu diesem Buche: doch ganz ohne Ver<pcsource="#Ed #KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbn="24"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="29"/>druss und Ungeduld. In dem vorher bezeichneten <lbn="25"/>Werke, an dem <lbedRef="#KGW #KSA"n="30"/>ich damals arbeitete, nahm ich ge<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="26"/>legentlich und ungelegentlich <lbedRef="#KGW #KSA"n="31"/>auf die Sätze jenes Buchs <lbn="27"/>Bezug, nicht indem ich sie widerlegte – <lbedRef="#KGW #KSA"n="32"/>was habe ich <lbn="28"/>mit Widerlegungen zu schaffen! – sondern, wie <pbedRef="#KGW #KSA"n="263/251"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="1"/>es <pbn="VIII"/>
<lbn="1"/>einem positiven Geiste zukommt, an Stelle des Un<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="2"/>lichen das Wahrscheinlichere setzend, unter <lbn="3"/>Umständen an Stelle <lbedRef="#KGW #KSA"n="3"/>eines Irrthums einen andern. Da<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="4"/>mals brachte ich, wie gesagt, <lbedRef="#KGW #KSA"n="4"/>zum ersten Male jene <lbn="5"/>Herkunfts-Hypothesen <segtype="lem"xml:id="lemVIIIa"/>an’s<anchorxml:id="lemEndVIIIa"/> Tageslicht, <lbedRef="#KGW #KSA"n="5"/>denen diese Ab<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="6"/>handlungen gewidmet sind, mit Ungeschick, wie <lbedRef="#KGW #KSA"n="6"/>ich <lbn="7"/>mir selbst am letzten verbergen möchte, noch unfrei, <lbn="8"/>noch <lbedRef="#KGW #KSA"n="7"/>ohne eine eigne Sprache für diese eignen Dinge <lbn="9"/>und mit mancher<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="8"/>lei Rückfälligkeit und Schwankung. <lbn="10"/>Im Einzelnen vergleiche <lbedRef="#KGW #KSA"n="9"/>man, was ich Menschl. Allzu<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="11"/>menschl. S. 51 über die doppelte <lbedRef="#KGW #KSA"n="10"/>Vorgeschichte von Gut <lbn="12"/>und Böse sage (nämlich aus der Sphäre <lbedRef="#KGW #KSA"n="11"/>der Vornehmen <lbn="13"/>und der der Sklaven); insgleichen <segtype="lem"xml:id="lemVIIIb"/>S. 119 ff.<anchorxml:id="lemEndVIIIb"/> über <lbedRef="#KGW #KSA"n="12"/>Werth <lbn="14"/>und Herkunft der asketischen Moral; insgleichen S. 78. <lbedRef="#KGW #KSA"n="13"/>82. <lbn="15"/>II, 35 über die „Sittlichkeit der Sitte“, jene viel ältere <lbn="16"/>und <lbedRef="#KGW #KSA"n="14"/>ursprünglichere Art Moral, welche toto coelo von <lbn="17"/>der altrui<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="15"/>stischen Werthungsweise <milestoneunit="page"source="#Dm"n="a3r"/>abliegt (in der Dr. <lbn="18"/>Rée, gleich allen <lbedRef="#KGW #KSA"n="16"/>englischen Moralgenealogen, die mo<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="19"/>ralische Werthungsweise <hirend="spaced">an <lbedRef="#KGW #KSA"n="17"/>sich</hi> sieht); insgleichen <lbn="20"/>S. 74. <segtype="lem"xml:id="lemVIIIc"/>Wanderer<anchorxml:id="lemEndVIIIc"/> S. 29. Morgenr. S. 99 <lbedRef="#KGW #KSA"n="18"/>über die Herkunft <lbn="21"/>der Gerechtigkeit als eines Ausgleichs zwi<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbn="22"/>fähr Gleich-Mächtigen (Gleichgewicht als Vorausset<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="20"/>zung <lbn="23"/>aller Verträge, folglich alles Rechts); insgleichen über <lbn="24"/>die <lbedRef="#KGW #KSA"n="21"/>Herkunft der Strafe Wand. S. 25. 34., für die der <lbn="25"/>terroristische <lbedRef="#KGW #KSA"n="22"/>
<segtype="lem"xml:id="lemVIIId"/>Zweck weder essentiell, noch ursprünglich <lbn="26"/>ist (wie Dr. Rée <lbedRef="#KGW #KSA"n="23"/>meint: – er<anchorxml:id="lemEndVIIId"/> ist ihr vielmehr erst <lbn="27"/>eingelegt, unter bestimmten <lbedRef="#KGW #KSA"n="24"/>Umständen, und immer <lbn="28"/>als ein Nebenbei, als etwas <segtype="lem"xml:id="lemVIIIe"/>Hinzukom<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<notetype="annotation">(„ss.“ in Dm in lateinischer Schrift)</note>
</app>
<appfrom="#lemVIIIc"to="#lemEndVIIIc">
<lem>Wanderer</lem>
<rdgwit="#Dm"n="a3r,2">Wand.</rdg>
</app>
<appfrom="#lemVIIId"to="#lemEndVIIId">
<lem>Hinzukommendes).</lem>
<rdgwit="#Dm"n="a3r,5">Hinzukommendes)</rdg>
</app>
<appfrom="#lemVIIIe"to="#lemEndVIIIe">
<lem>Zweck weder essentiell, noch ursprünglich ist (wie Dr. Rée meint: – er</lem>
<rdgwit="#Dm"n="a3r,4">Zweck, weder ursprünglich, wie Dr. Rée meint, noch essentiell ist (– er</rdg>
</app>
<pbn="IX"/>
<div2xml:id="GMVorrede05">
<head>
<lbn="1"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="26"/>5.</head>
<p>
<lbn="2"rend="indent"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="27"rend="indent"/>Im Grunde lag mir gerade damals etwas viel Wich<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="3"/>tigeres am <lbedRef="#KGW #KSA"n="28"/>Herzen als eignes oder fremdes Hypothesen<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="4"/>wesen über den Ur<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="29"/>sprung der Moral (<segtype="lem"xml:id="lemIXa"/>oder, genauer: <lbn="5"/>letzteres allein<anchorxml:id="lemEndIXa"/> um eines <choice>
</choice><!-- KGW: k-k für ck! --> willen, zu dem es <lbn="6"/>eins unter vielen Mitteln <segtype="lem"xml:id="lemIXb"/>ist).<anchorxml:id="lemEndIXb"/> Es handelte <lbedRef="#KGW #KSA"n="31"/>sich für <lbn="7"/>mich um den <hirend="spaced">Werth</hi> der Moral, – und darüber <lbn="8"/>hatte <lbedRef="#KGW #KSA"n="32"/>ich mich fast allein mit meinem grossen Lehrer <lbn="9"/>Schopenhauer <pbedRef="#KGW #KSA"n="264/252"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="1"/>auseinanderzusetzen, an den wie an <lbn="10"/>einen Gegenwärtigen jenes <lbedRef="#KGW #KSA"n="2"/>Buch, die Leidenschaft und <lbn="11"/>der geheime Widerspruch jenes Buchs <lbedRef="#KGW #KSA"n="3"/>sich wendet <lbn="12"/>(– denn auch jenes Buch war eine <segtype="lem"xml:id="lemIXbb"/>„Streitschrift“).<anchorxml:id="lemEndIXbb"/><lbn="13"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="4"/>Es handelte sich in Sonderheit um den Werth des „Un<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="5"/>stischen“, der <segtype="lem"xml:id="lemIXc"/>Mitleids-, Selbstverleugnungs-,<anchorxml:id="lemEndIXc"/> Selbst<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="15"/>opferungs-<lbedRef="#KGW #KSA"n="6"/>Instinkte, welche gerade Schopenhauer so <lbn="16"/>lange vergoldet, ver<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="7"/>göttlicht und verjenseitigt hatte, <lbn="17"/>bis sie ihm schliesslich als die <lbedRef="#KGW #KSA"n="8"/>„Werthe an sich“ übrig <lbn="18"/>blieben, auf Grund deren er zum Leben, <lbedRef="#KGW #KSA"n="9"/>auch zu sich <lbn="19"/>selbst, <hirend="spaced">Nein sagte</hi>. Aber gerade gegen <hirend="spaced">diese</hi><lbedRef="#KGW #KSA"n="10"/>Instinkte <lbn="20"/>redete aus mir ein immer grundsätzlicherer Argwohn, <lbn="21"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="11"/>eine immer tiefer grabende Skepsis! Gerade hier sah <lbn="22"/>ich die <lbedRef="#KGW #KSA"n="12"/>
<hirend="spaced">grosse</hi> Gefahr der Menschheit, ihre sublimste <lbn="23"/>Lockung und <lbedRef="#KGW #KSA"n="13"/>Verführung – wohin doch? in’s Nichts? – <lbn="24"/>gerade hier sah ich <lbedRef="#KGW #KSA"n="14"/>den Anfang vom Ende, das Stehen<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="25"/>bleiben, die <segtype="lem"xml:id="lemIXd"/>zurückblickende<anchorxml:id="lemEndIXd"/><lbedRef="#KGW #KSA"n="15"/>Müdigkeit, den Willen <lbn="26"/>
<hirend="spaced">gegen</hi> das Leben sich wendend, die <lbedRef="#KGW #KSA"n="16"/>letzte Krankheit <lbn="27"/>sich zärtlich und schwermüthig ankündigend: <lbedRef="#KGW #KSA"n="17"/>ich ver<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="28"/>stand die immer mehr um sich greifende Mitleids-Moral, <lbn="29"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="18"/>welche selbst die Philosophen ergriff und krank machte, <pbn="X"/>
<lbn="1"/>als das <lbedRef="#KGW #KSA"n="19"/>unheimlichste Symptom <segtype="lem"xml:id="lemXa"/>unsrer<anchorxml:id="lemEndXa"/> unheimlich ge<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="20"/>päischen Cultur, als ihren Umweg <segtype="lem"xml:id="lemXb"/>zu einem <lbn="3"/>neuen Buddhis<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="21"/>mus? zu einem Europäer-Buddhismus? <lbn="4"/>zum – <hirend="spaced">Nihilis<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="22"/>mus</hi>
<anchorxml:id="lemEndXb"/>?… Diese moderne Philosophen-<lbn="5"/>Bevorzugung und Über<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="23"/>schätzung des Mitleidens ist <lbn="6"/>nämlich etwas Neues: gerade über <lbedRef="#KGW #KSA"n="24"/>den <hirend="spaced">Unwerth</hi> des <lbn="7"/>Mitleidens waren bisher die Philosophen <lbedRef="#KGW #KSA"n="25"/>übereinge<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="8"/>kommen. Ich nenne nur Plato, Spinoza, La Roche<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="26"/>cauld und Kant, vier Geister so verschieden von <lbn="10"/>einander als <lbedRef="#KGW #KSA"n="27"/>möglich, aber in Einem Eins: in der Ge<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="11"/>ringschätzung des Mit<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="28"/>leidens. –</p>
</div2>
<appfrom="#lemIXa"to="#lemEndIXa">
<lem>oder, genauer: letzteres allein</lem>
<rdgwit="#Dm"n="a3r,8">oder vielmehr: das letztere nur</rdg>
<lem>zu einem neuen Buddhismus? zu einem Europäer-Buddhismus? zum – <hirend="spaced">Nihilismus</hi>
</lem>
<rdgwit="#Dm"n="a3r,20-21">– zum Nihilismus?… Zu einem neuen Buddhismus, einem Zukunfts-Buddhismus</rdg>
</app>
<div2xml:id="GMVorrede06">
<head>
<lbn="12"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="29"/>6.</head>
<p>
<lbn="13"rend="indent"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="30"rend="indent"/>Dies Problem vom <hirend="spaced">Werthe</hi> des Mitleids und der <lbn="14"/>Mit<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="31"/>leids-Moral (– ich bin ein Gegner der schändlichen <lbn="15"/>modernen <lbedRef="#KGW #KSA"n="32"/>Gefühlsverweichlichung –) scheint zunächst <lbn="16"/>nur etwas Verein<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<pbedRef="#KGW #KSA"n="265/253"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="1"/>zeltes, ein Fragezeichen für sich; wer <lbn="17"/>aber einmal hier hängen <lbedRef="#KGW #KSA"n="2"/>bleibt, hier fragen <hirend="spaced">lernt</hi>, dem <lbn="18"/>wird es gehn, wie es mir er<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="3"/>gangen <segtype="lem"xml:id="lemXe"/>ist:<anchorxml:id="lemEndXe"/> – eine unge<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="19"/>heure neue Aussicht thut sich ihm auf, <lbedRef="#KGW #KSA"n="4"/>eine Möglich<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="20"/>keit fasst ihn wie ein Schwindel, jede Art Miss<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="5"/>trauen, <lbn="21"/>Argwohn, Furcht springt hervor, der Glaube an die <lbn="22"/>Mo<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="6"/>ral, an alle Moral wankt, – endlich wird eine neue <lbn="23"/>Forderung <lbedRef="#KGW #KSA"n="7"/>laut. Sprechen wir sie aus, diese <hirend="spaced">neue <lbn="24"/>Forderung:</hi> wir <lbedRef="#KGW #KSA"n="8"/>haben eine <hirend="spaced">Kritik</hi> der moralischen <lbn="25"/>Werthe nöthig, <hirend="spaced">der <lbedRef="#KGW #KSA"n="9"/>Werth dieser Werthe ist selbst <lbn="26"/>erst einmal <lbedRef="#KGW #KSA"n="10"/>in Frage zu stellen</hi> – und dazu thut <lbn="27"/>eine Kenntniss der <lbedRef="#KGW #KSA"n="11"/>Bedingungen und Umstände noth, <lbn="28"/>aus denen sie gewachsen, <lbedRef="#KGW #KSA"n="12"/>unter denen sie sich ent<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<pbn="XI"/>
<lbn="1"/>wickelt und verschoben haben (Moral als <lbedRef="#KGW #KSA"n="13"/>Folge, als <lbn="2"/>Symptom, als Maske, als Tartüfferie, als Krankheit, <lbn="3"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="14"/>als <segtype="lem"xml:id="lemXIa"/>Missverständniss;<anchorxml:id="lemEndXIa"/> aber auch Moral als Ursache, als <lbn="4"/>Heilmit<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="15"/>tel, als <segtype="lem"xml:id="lemXIb"/>
<choice>
<origsource="#Ed">Stimulanz</orig>
<corrsource="#KGW #KSA">Stimulans</corr>
</choice>
<anchorxml:id="lemEndXIb"/>, als Hemmung, als Gift), wie <lbn="5"/>eine solche <lbedRef="#KGW #KSA"n="16"/>Kenntniss weder bis jetzt da war, noch <lbn="6"/>auch nur begehrt worden <lbedRef="#KGW #KSA"n="17"/>ist. Man nahm den <hirend="spaced">Werth</hi><lbn="7"/>dieser „Werthe“ als gegeben, als <lbedRef="#KGW #KSA"n="18"/>thatsächlich, als jen<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="8"/>seits aller In-Frage-Stellung; man hat bisher <lbedRef="#KGW #KSA"n="19"/>auch nicht <lbn="9"/>im Entferntesten daran gezweifelt und geschwankt, <lbedRef="#KGW #KSA"n="20"/>„den <lbn="10"/>Guten“ für höherwerthig <milestoneunit="page"source="#Dm"n="a3v"/>als „den Bösen“ anzusetzen, <lbn="11"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="21"/>höherwerthig im <segtype="lem"xml:id="lemXIc"/>Sinne<anchorxml:id="lemEndXIc"/> der Förderung, Nützlichkeit, Ge<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="22"/>keit in Hinsicht auf <hirend="spaced">den</hi> Menschen überhaupt <lbn="13"/>(die Zukunft <lbedRef="#KGW #KSA"n="23"/>des Menschen <segtype="lem"xml:id="lemXIcc"/>eingerechnet).<anchorxml:id="lemEndXIcc"/> Wie? wenn <lbn="14"/>das Umgekehrte die <lbedRef="#KGW #KSA"n="24"/>Wahrheit wäre? Wie? wenn im <lbn="15"/>„Guten“ auch ein Rückgangs<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="25"/>symptom läge, insgleichen <lbn="16"/>eine Gefahr, eine Verführung, ein <lbedRef="#KGW #KSA"n="26"/>Gift, ein Narcoticum, <lbn="17"/>durch das etwa die Gegenwart <hirend="spaced">auf Ko<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="27"/>sten der Zu<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="28"/>licher, <lbn="19"/>aber auch in kleinerem Stile, niedriger?… So dass <lbn="20"/>gerade <lbedRef="#KGW #KSA"n="29"/>die Moral daran Schuld wäre, wenn eine an <lbn="21"/>sich mögliche <lbedRef="#KGW #KSA"n="30"/>
<hirend="spaced">höchste Mächtigkeit und Pracht</hi><lbn="22"/>des Typus Mensch <lbedRef="#KGW #KSA"n="31"/>niemals erreicht <segtype="lem"xml:id="lemXId"/>würde?<anchorxml:id="lemEndXId"/> So dass <lbn="23"/>gerade die Moral die Gefahr <lbedRef="#KGW #KSA"n="32"/>der Gefahren wäre?…</p>
</div2>
<appfrom="#lemXe"to="#lemEndXe">
<lem>ist:</lem>
<rdgwit="#Dm"n="a3r,27">ist</rdg>
</app>
<appfrom="#lemXIa"to="#lemEndXIa">
<lem>Missverständniss;</lem>
<rdgwit="#Dm"n="a3r,33">Mißverständniß,</rdg>
</app>
<appfrom="#lemXIb"to="#lemEndXIb">
<lem>
<choice>
<origsource="#Ed">Stimulanz</orig>
<corrsource="#KGW #KSA">Stimulans</corr>
</choice>
</lem>
<rdgwit="#Dm"n="a3r,34">Stimulans</rdg>
<rdgwit="#Ed"n="XI,4">Stimulanz</rdg>
<rdgwit="#KGW #KSA"n="265/253,15">Stimulans</rdg>
</app>
<appfrom="#lemXIc"to="#lemEndXIc">
<lem>Sinne</lem>
<rdgwit="#Dm"n="a3v,1">Sinn</rdg>
</app>
<appfrom="#lemXIcc"to="#lemEndXIcc">
<lem>eingerechnet).</lem>
<rdgwit="#Dm"n="a3v,2">eingerechnet)</rdg>
</app>
<appfrom="#lemXId"to="#lemEndXId">
<lem>würde?</lem>
<rdgwit="#Dm"n="a3v,6">würde?…</rdg>
</app>
<pbedRef="#KGW #KSA"n="266/254"/>
<div2xml:id="GMVorrede07">
<head>
<lbn="24"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="1"/>7.</head>
<p>
<lbn="25"rend="indent"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="2"rend="indent"/>Genug, dass ich selbst, seitdem mir dieser Aus<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="26"/>blick sich öff<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="3"/>nete, Gründe hatte, mich nach ge<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="27"/>lehrten, kühnen und arbeit<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="4"/>samen Genossen umzusehn <lbn="28"/>(ich thue es heute noch). Es gilt, das <lbedRef="#KGW #KSA"n="5"/>ungeheure, ferne <pbn="XII"/>
<lbn="1"/>und so versteckte Land der Moral – der wirk<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbn="2"/>gewesenen, wirklich gelebten Moral – mit lauter neuen <lbn="3"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="7"/>Fragen und gleichsam mit neuen Augen zu bereisen: <lbn="4"/>und heisst <lbedRef="#KGW #KSA"n="8"/>dies nicht beinahe so viel als dieses Land <lbn="5"/>erst <hirend="spaced">entdecken</hi>?… <lbedRef="#KGW #KSA"n="9"/>Wenn ich dabei, unter Anderen, <lbn="6"/>auch an den genannten Dr. Rée <lbedRef="#KGW #KSA"n="10"/>dachte, so geschah es, <lbn="7"/>weil ich gar nicht zweifelte, dass er von <lbedRef="#KGW #KSA"n="11"/>der Natur seiner <lbn="8"/>Fragen selbst auf eine richtigere Methodik, um <lbedRef="#KGW #KSA"n="12"/>zu Ant<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="9"/>worten zu gelangen, gedrängt werden würde. Habe ich <lbn="10"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="13"/>mich darin betrogen? Mein Wunsch war es jeden<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="11"/>falls, einem so <lbedRef="#KGW #KSA"n="14"/>scharfen und unbetheiligten Auge eine <lbn="12"/>bessere Richtung, die <lbedRef="#KGW #KSA"n="15"/>Richtung zur wirklichen <hirend="spaced">Histo<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="13"/>rie der Moral</hi> zu geben <lbedRef="#KGW #KSA"n="16"/>und ihn vor solchem eng<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<segtype="lem"xml:id="lemXIIa"/>in’s<anchorxml:id="lemEndXIIa"/> Blaue</hi><lbedRef="#KGW #KSA"n="17"/>noch zur rechten <lbn="15"/>Zeit zu warnen. Es liegt ja auf der Hand, <lbedRef="#KGW #KSA"n="18"/>welche Farbe <lbn="16"/>für einen Moral-Genealogen hundert Mal wichtiger <lbedRef="#KGW #KSA"n="19"/>sein <lbn="17"/>muss als gerade das Blaue: nämlich <hirend="spaced">das Graue</hi>, will <lbn="18"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="20"/>sagen, das Urkundliche, das Wirklich-Feststellbare, das <lbn="19"/>Wirk<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="21"/>lich-Dagewesene, kurz die ganze <segtype="lem"xml:id="lemXIIb"/>lange,<anchorxml:id="lemEndXIIb"/> schwer zu <lbn="20"/>entziffernde <lbedRef="#KGW #KSA"n="22"/>Hieroglyphenschrift der menschlichen Moral-<lbn="21"/>Vergangenheit! – <lbedRef="#KGW #KSA"n="23"/>
<hirend="spaced">Diese</hi> war dem Dr. Rée unbekannt; <lbn="22"/>aber er hatte Darwin <lbedRef="#KGW #KSA"n="24"/>
<segtype="lem"xml:id="lemXIIc"/>gelesen:<anchorxml:id="lemEndXIIc"/> – und so reichen sich <lbn="23"/>in seinen Hypothesen auf eine <lbedRef="#KGW #KSA"n="25"/>Weise, die zum Min<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="24"/>desten unterhaltend ist, die <segtype="lem"xml:id="lemXIId"/>Darwin’sche<anchorxml:id="lemEndXIId"/><lbedRef="#KGW #KSA"n="26"/>Bestie und der <lbn="25"/>allermodernste bescheidene Moral-Zärtling, der <lbedRef="#KGW #KSA"n="27"/>„nicht <lbn="26"/>mehr beisst“, artig die Hand, letzterer mit dem Aus<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="27"/>druck <lbedRef="#KGW #KSA"n="28"/>einer gewissen gutmüthigen und feinen Indolenz <lbn="28"/>im Gesicht, in <lbedRef="#KGW #KSA"n="29"/>die selbst ein Gran von Pessimismus, <lbn="29"/>von Ermüdung eingemischt <lbedRef="#KGW #KSA"n="30"/>ist: als ob es sich eigent<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<pbn="XIII"/>
<lbn="1"/>lich gar nicht lohne, alle diese Dinge – <lbedRef="#KGW #KSA"n="31"/>die Probleme <lbn="2"/>der Moral – so ernst zu nehmen. Mir nun scheint <lbedRef="#KGW #KSA"n="32"/>es <lbn="3"/>umgekehrt gar keine Dinge zu geben, die es mehr <lbn="4"/>
<hirend="spaced">lohnten</hi>, <lbedRef="#KGW #KSA"n="33"/>dass man sie ernst nimmt; zu welchem Lohne <lbn="5"/>es zum Beispiel <lbedRef="#KGW #KSA"n="34"/>gehört, dass man eines Tags vielleicht <lbn="6"/>die Erlaubniss erhält, sie <pbedRef="#KGW #KSA"n="267/255"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="1"/>
<hirend="spaced">heiter</hi> zu nehmen. Die Hei<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="7"/>terkeit nämlich oder, um es in <lbedRef="#KGW #KSA"n="2"/>meiner Sprache zu sagen, <lbn="8"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="3"/>schaft</hi> – ist ein Lohn: ein <lbn="9"/>Lohn für einen langen, tapferen, <lbedRef="#KGW #KSA"n="4"/>arbeitsamen und unter<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="10"/>irdischen Ernst, der freilich nicht Jeder<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="5"/>manns Sache <lbn="11"/>ist. An dem Tage aber, wo wir aus vollem Herzen <lbn="12"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="6"/>sagen: „vorwärts! auch unsre alte Moral gehört<hirend="spaced"> in die <lbn="13"/>Ko<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="7"/>mödie</hi>!“ haben wir für das dionysische Drama <lbn="14"/>vom „Schick<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="8"/>sal der Seele“ eine neue Verwicklung und <lbn="15"/>Möglichkeit ent<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="9"/>deckt –: und er wird sie sich schon <lbn="16"/>zu Nutze machen, darauf <lbedRef="#KGW #KSA"n="10"/>darf man wetten, er, der <lbn="17"/>grosse alte ewige Komödiendichter <lbedRef="#KGW #KSA"n="11"/>unsres Daseins!…</p>
</div2>
<appfrom="#lemXIIa"to="#lemEndXIIa">
<lem>
<hirend="spaced">in’s</hi>
</lem>
<rdgwit="#Dm"n="a3v,15">
<hirend="underline">ins</hi>
</rdg>
</app>
<appfrom="#lemXIIb"to="#lemEndXIIb">
<lem>lange,</lem>
<rdgwit="#Dm"n="a3v,18">lange</rdg>
</app>
<appfrom="#lemXIIc"to="#lemEndXIIc">
<lem>gelesen:</lem>
<rdgwit="#Dm"n="a3v,19">gelesen</rdg>
</app>
<appfrom="#lemXIId"to="#lemEndXIId">
<lem>Darwin’sche</lem>
<rdgwit="#Dm"n="a3v,20">Darwinsche</rdg>
</app>
<div2xml:id="GMVorrede08">
<head>
<milestoneunit="page"source="#Dm"n="a4r"/>
<lbn="18"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="12"/>8.</head>
<p>
<lbn="19"rend="indent"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="13"rend="indent"/>– Wenn diese Schrift irgend Jemandem unverständ<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="20"/>lich ist <lbedRef="#KGW #KSA"n="14"/>und schlecht zu Ohren geht, so liegt die Schuld, <lbn="21"/>wie mich dünkt, <lbedRef="#KGW #KSA"n="15"/>nicht nothwendig an mir. Sie ist <lbn="22"/>deutlich genug, vorausgesetzt, <lbedRef="#KGW #KSA"n="16"/>was ich voraussetze, dass <lbn="23"/>man zuerst meine früheren Schriften <lbedRef="#KGW #KSA"n="17"/>gelesen und einige <lbn="24"/>Mühe dabei nicht gespart hat: diese sind in <lbedRef="#KGW #KSA"n="18"/>der That <lbn="25"/>nicht leicht zugänglich. Was zum Beispiel meinen <lbn="26"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="19"/>„Zarathustra“ anbetrifft, so lasse ich Niemanden als <lbn="27"/>dessen <lbedRef="#KGW #KSA"n="20"/>Kenner gelten, den nicht jedes seiner Worte <lbn="28"/>irgendwann einmal <lbedRef="#KGW #KSA"n="21"/>tief verwundet und irgendwann <pbn="XIV"/>
<lbn="1"/>einmal tief entzückt hat: erst <lbedRef="#KGW #KSA"n="22"/>dann nämlich darf er <lbn="2"/>des Vorrechts geniessen, an dem hal<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="25"/>theil zu haben. In andern Fällen macht die <lbn="6"/>aphoristische Form <lbedRef="#KGW #KSA"n="26"/>Schwierigkeit: sie liegt darin, dass <lbn="7"/>man diese Form heute <lbedRef="#KGW #KSA"n="27"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="28"/>fen geprägt und ausgegossen, <lbn="9"/>ist <segtype="lem"xml:id="lemXIVa"/>damit, dass er abgelesen ist, <lbedRef="#KGW #KSA"n="29"/>noch nicht „entziffert“<anchorxml:id="lemEndXIVa"/>; <lbn="10"/>vielmehr hat nun erst dessen <hirend="spaced">Aus<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="30"/>legung</hi> zu beginnen, <lbn="11"/>zu der es einer Kunst der Auslegung <lbedRef="#KGW #KSA"n="31"/>bedarf. Ich habe <lbn="12"/>in der dritten Abhandlung dieses Buchs ein <lbedRef="#KGW #KSA"n="32"/>Muster von <lbn="13"/>dem dargeboten, was ich in einem solchen Falle <pbedRef="#KGW #KSA"n="268/256"/>
<lbn="14"/>legung“ nenne: – dieser Abhandlung ist ein Aphoris<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="15"/>mus <lbedRef="#KGW #KSA"n="2"/>vorangestellt, sie selbst ist dessen Commentar. Frei<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="16"/>lich thut, um <lbedRef="#KGW #KSA"n="3"/>dergestalt das Lesen als <hirend="spaced">Kunst</hi> zu üben, <lbn="17"/>Eins vor Allem <segtype="lem"xml:id="lemXIVb"/>noth<anchorxml:id="lemEndXIVb"/>, <lbedRef="#KGW #KSA"n="4"/>was heutzutage gerade am Besten <lbn="18"/>verlernt worden ist – und <lbedRef="#KGW #KSA"n="5"/>darum hat es noch Zeit bis <lbn="19"/>zur „Lesbarkeit“ meiner Schriften –, <lbedRef="#KGW #KSA"n="6"/>
<segtype="lem"xml:id="lemXIVc"/>zu dem<anchorxml:id="lemEndXIVc"/> man bei<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="2/2"/>„Gut und Böse“, „Gut und Schlecht“.<anchorxml:id="lemEndXVa"/>
</head>
<pbn="[XVI]"/><!-- unpaginiert -->
<pbedRef="#KGW #KSA"n="270/–"/>
<notetype="editorial">vakat</note>
<anchorxml:id="TitelbogenEnd"/>
<appfrom="#lemXVa"to="#lemEndXVa">
<lem>Erste … Schlecht“.</lem>
<notetype="annotation">in Dm nur die Instruktion Ns: </note>
<rdgwit="#Dm"n="a3v,35-38">NB! Hierauf folgt ein leeres Blatt, auf dem nur diese Worte stehn: <hirend="underline">Erste</hi><hirend="underline">Abhandlung</hi>: „Gut und Böse“, „Gut und Schlecht.“</rdg>
<notetype="annotation">– in Ed und KGW separate Titelseite, in KSA Titel und Abschnitt 1 auf derselben Seite (KSA 5, 257)</note>
</app>
<milestonexml:id="Bogen1"unit="section"type="signature"spanTo="#Bogen1End"/><!-- xml:id=Bogen1End für Ed, p. 16 noch zu codieren! -->
<pbn="1"/>
<pbedRef="#KGW #KSA"n="271/257"/>
<div2xml:id="GM0101">
<milestoneunit="page"source="#Dm"n="a5r"/>
<head>
<lbn="1"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="1/3"/>1.</head>
<p>
<lbn="2"rend="indent"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="2/4"rend="indent"/>– Diese englischen Psychologen, denen man bisher <lbn="3"/>auch die <lbedRef="#KGW #KSA"n="3/5"/>einzigen Versuche zu danken hat, es zu einer <lbn="4"/>Entstehungs<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="4/6"/>geschichte der Moral zu <segtype="lem"xml:id="lem1a"/>bringen, –<anchorxml:id="lemEnd1a"/> sie <lbn="5"/>geben uns mit sich selbst <lbedRef="#KGW #KSA"n="5/7"/>kein kleines Räthsel auf; sie <lbn="6"/>haben sogar, dass ich es gestehe, <lbedRef="#KGW #KSA"n="6/8"/>eben <segtype="lem"xml:id="lem1b"/>damit,<anchorxml:id="lemEnd1b"/> als leib<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="7"/>haftige Räthsel, etwas Wesentliches vor ihren <lbedRef="#KGW #KSA"n="7/9"/>Büchern <lbn="8"/>voraus – <hirend="spaced">sie selbst sind interessant!</hi> Diese <lbedRef="#KGW #KSA"n="8/10"/>eng<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="9"/>lischen Psychologen – was wollen sie eigentlich? Man <lbn="10"/>findet <lbedRef="#KGW #KSA"n="9/11"/>sie, sei es nun freiwillig oder unfreiwillig, immer <lbn="11"/>am gleichen <lbedRef="#KGW #KSA"n="10/12"/>Werke, nämlich die partie honteuse unsrer <lbn="12"/>inneren Welt in den <lbedRef="#KGW #KSA"n="11/13"/>Vordergrund zu drängen und ge<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="13"/>rade dort das eigentlich Wirk<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="12/14"/>same, Leitende, für die <lbn="14"/>Entwicklung Entscheidende zu suchen, wo <lbedRef="#KGW #KSA"n="13/15"/>der intellek<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="15"/>tuelle Stolz des Menschen es am letzten zu finden <lbn="16"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="14/16"/>
<hirend="spaced">wünschte</hi> (zum Beispiel in der vis inertiae der Ge<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="17"/>wohnheit <lbedRef="#KGW #KSA"n="15/17"/>oder in der Vergesslichkeit oder in einer blin<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="18"/>den und zufälligen <lbedRef="#KGW #KSA"n="16/18"/>Ideen-Verhäkelung und -Mechanik <lbn="19"/>oder in irgend etwas Rein-<lbedRef="#KGW #KSA"n="17/19"/>Passivem, Automatischem, <lbn="20"/>Reflexmässigem, Molekularem und <lbedRef="#KGW #KSA"n="18/20"/>Gründlich-Stupi<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="21"/>dem) – was treibt diese Psychologen eigentlich <lbedRef="#KGW #KSA"n="19/21"/>immer <lbn="22"/>gerade in <hirend="spaced">diese</hi> Richtung? Ist es ein <segtype="lem"xml:id="lem1c"/>heimlicher, hä<pcsource="#Ed #KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbn="23"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="20/22"/>mischer, gemeiner,<anchorxml:id="lemEnd1c"/> seiner selbst vielleicht uneingeständ<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="21/23"/>stinkt der Verkleinerung des Menschen? Oder <lbn="25"/>etwa ein pessi<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="22/24"/>mistischer Argwohn, das Misstrauen von <lbn="26"/>enttäuschten, verdü<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="23/25"/>sterten, giftig und grün gewordenen <lbn="27"/>Idealisten? Oder eine kleine <lbedRef="#KGW #KSA"n="24/26"/>unterirdische Feindschaft <lbn="28"/>und Rancune gegen das Christenthum <pbedRef="#KGW #KSA"n="272/258"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="1"/>(und Plato), die <pbn="2"/>
<lbn="1"/>vielleicht nicht einmal über die Schwelle des <lbedRef="#KGW #KSA"n="2"/>Bewusst<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="2"/>seins gelangt ist? Oder gar ein lüsterner Geschmack <lbn="3"/>am <lbedRef="#KGW #KSA"n="3"/>Befremdlichen, am Schmerzhaft-Paradoxen, am Frag<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="4"/>würdigen <lbedRef="#KGW #KSA"n="4"/>und Unsinnigen des Daseins? Oder endlich <lbn="5"/>– von Allem Etwas, <lbedRef="#KGW #KSA"n="5"/>ein wenig Gemeinheit, ein wenig <lbn="6"/>Verdüsterung, ein wenig Anti<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="6"/>christlichkeit, ein wenig <lbn="7"/>Kitzel und Bedürfniss nach Pfeffer?… <lbedRef="#KGW #KSA"n="7"/>Aber man sagt <lbn="8"/>mir, dass es einfach <segtype="lem"xml:id="lem2a"/>alte, kalte,<anchorxml:id="lemEnd2a"/> langweilige Frö<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="8"/>sche <lbn="9"/>seien, die am Menschen herum, in den Menschen hinein <lbn="10"/>krie<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="9"/>chen und hüpfen, wie als ob sie da so recht in <lbn="11"/>ihrem Elemente <lbedRef="#KGW #KSA"n="10"/>wären, nämlich in einem <hirend="spaced">Sumpfe</hi>. <lbn="12"/>Ich höre das mit Wider<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="11"/>stand, mehr noch, ich glaube <lbn="13"/>nicht daran; und wenn man wün<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="12"/>schen darf, wo man <lbn="14"/>nicht wissen kann, so wünsche ich von Her<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="13"/>zen, dass es <lbn="15"/>umgekehrt mit ihnen stehen möge, – dass diese <lbedRef="#KGW #KSA"n="14"/>For<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="16"/>scher und Mikroskopiker der Seele im Grunde tapfere, <lbn="17"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="15"/>grossmüthige und stolze Thiere seien, welche ihr Herz <lbn="18"/>wie ihren <lbedRef="#KGW #KSA"n="16"/>Schmerz im Zaum zu halten wissen und sich <lbn="19"/>dazu erzogen haben, <lbedRef="#KGW #KSA"n="17"/>der Wahrheit alle Wünschbarkeit <lbn="20"/>zu opfern, <hirend="spaced">jeder</hi> Wahrheit, <lbedRef="#KGW #KSA"n="18"/>sogar der schlichten, her<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="21"/>ben, hässlichen, widrigen, unchristlichen, <lbedRef="#KGW #KSA"n="19"/>unmoralischen <lbn="22"/>Wahrheit… Denn es giebt solche Wahrheiten. –</p>
</div2>
<appfrom="#lem1a"to="#lemEnd1a">
<lem>bringen, –</lem>
<rdgwit="#Dm"n="a5r,4">
<notetype="annotation">Gedankenstrich in Dm getilgt? Befund unklar</note>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="21"rend="indent"/>Alle Achtung also vor den guten Geistern, die in <lbn="25"/>diesen Hi<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="22"/>storikern der Moral walten mögen! Aber <lbn="26"/>gewiss ist leider, dass <lbedRef="#KGW #KSA"n="23"/>ihnen der <hirend="spaced">historische Geist</hi><lbn="27"/>selber abgeht, dass sie ge<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="24"/>rade von allen guten Geistern <lbn="28"/>der Historie selbst in Stich gelas<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="25"/>sen worden sind! Sie <lbn="29"/>denken allesammt, wie es nun einmal alter <lbedRef="#KGW #KSA"n="26"/>Philosophen-<lbn="30"/>Brauch ist, <hirend="spaced">wesentlich</hi><segtype="lem"xml:id="lem2b"/>unhistorisch;<anchorxml:id="lemEnd2b"/> daran ist <lbedRef="#KGW #KSA"n="27"/>kein <lbn="31"/>Zweifel. Die Stümperei ihrer Moral-Genealogie kommt <lbn="32"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="28"/>gleich am Anfang zu Tage, da, wo es sich darum han<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<pbn="3"/>
<lbn="1"/>delt, die <lbedRef="#KGW #KSA"n="29"/>Herkunft des Begriffs und Urtheils „gut“ zu <lbn="2"/>ermitteln. „Man <lbedRef="#KGW #KSA"n="30"/>hat ursprünglich – so dekretieren <lbn="3"/>sie – unegoistische Handlun<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="31"/>gen von Seiten <segtype="lem"xml:id="lem3a"/>Derer<anchorxml:id="lemEnd3a"/> ge<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="4"/>lobt und gut genannt, denen sie erwie<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="32"/>sen wurden, <lbn="5"/>also denen sie <hirend="spaced">nützlich</hi> waren; später hat man <pbedRef="#KGW #KSA"n="273/259"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="1"/>diesen <lbn="6"/>Ursprung des Lobes <hirend="spaced">vergessen</hi> und die unegoisti<pcsource="#Ed #KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbn="7"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="2"/>schen Handlungen einfach, weil sie <hirend="spaced">gewohnheits<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="8"/>mässig</hi><lbedRef="#KGW #KSA"n="3"/>immer als gut gelobt wurden, auch als gut <lbn="9"/>empfunden – wie als <lbedRef="#KGW #KSA"n="4"/>ob sie an sich etwas Gutes wä<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="10"/>ren.“ Man sieht sofort: diese erste <lbedRef="#KGW #KSA"n="5"/>Ableitung enthält <lbn="11"/>bereits alle typischen Züge der englischen <lbedRef="#KGW #KSA"n="6"/>Psychologen-<lbn="12"/>Idiosynkrasie, – wir haben „die Nützlichkeit“, <lbedRef="#KGW #KSA"n="7"/>„das <lbn="13"/>Vergessen“, „die Gewohnheit“ und am Schluss „den <lbn="14"/>Irr<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="8"/>thum“, Alles als Unterlage einer Werthschätzung, <lbn="15"/>auf welche <lbedRef="#KGW #KSA"n="9"/>der höhere Mensch bisher wie auf eine Art <lbn="16"/>Vorrecht des Men<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="11"/>thigt, diese Werthschätzung <lbn="18"/>entwerthet werden: ist das er<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="12"/>reicht?… Nun liegt für <lbn="19"/>mich erstens auf der Hand, dass von <lbedRef="#KGW #KSA"n="13"/>dieser Theorie <lbn="20"/>der eigentliche Entstehungsheerd des Begriffs <lbedRef="#KGW #KSA"n="14"/>„gut“ <lbn="21"/>an falscher Stelle gesucht und angesetzt wird: das Ur<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="22"/>theil <lbedRef="#KGW #KSA"n="15"/>„gut“ rührt <hirend="spaced">nicht</hi> von <segtype="lem"xml:id="lem3b"/>Denen<anchorxml:id="lemEnd3b"/> her, welchen „Güte“ <lbn="23"/>erwiesen <lbedRef="#KGW #KSA"n="16"/>wird! Vielmehr sind es „die Guten“ selber <lbn="24"/>gewesen, das heisst <lbedRef="#KGW #KSA"n="17"/>die Vornehmen, Mächtigen, Höher<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="25"/>gestellten und Hochgesinn<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="18"/>ten, welche sich selbst und <lbn="26"/>ihr Thun als gut, nämlich als ersten <lbedRef="#KGW #KSA"n="19"/>Ranges empfanden <lbn="27"/>und ansetzten, im Gegensatz zu allem Nied<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="20"/>rigen, Niedrig-<lbn="28"/>Gesinnten, Gemeinen und Pöbelhaften. Aus die<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbn="29"/>thos der Distanz</hi> heraus haben sie sich das <lbedRef="#KGW #KSA"n="22"/>Recht, <lbn="30"/>Werthe zu schaffen, Namen der Werthe auszuprägen, <lbn="31"/>erst <lbedRef="#KGW #KSA"n="23"/>genommen: was gieng sie die Nützlichkeit an! Der <lbn="32"/>Gesichts<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="24"/>punkt der Nützlichkeit ist gerade in Bezug auf <lbn="33"/>ein solches heis<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbn="1"/>nender, rang-abhebender <lbedRef="#KGW #KSA"n="26"/>Werthurtheile so fremd und <lbn="2"/>unangemessen wie möglich: hier ist <lbedRef="#KGW #KSA"n="27"/>eben das Gefühl <lbn="3"/>bei einem Gegensatze jenes niedrigen Wärme<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="28"/>grades <lbn="4"/>angelangt, den jede berechnende Klugheit, jeder Nütz<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="29"/>keits-Calcul voraussetzt, – und nicht für einmal, <lbn="6"/>nicht für eine <lbedRef="#KGW #KSA"n="30"/>Stunde der Ausnahme, sondern für die <lbn="7"/>Dauer. Das Pathos der <lbedRef="#KGW #KSA"n="31"/>Vornehmheit und Distanz, wie <lbn="8"/>gesagt, das dauernde und domi<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="32"/>nirende Gesammt- und <lbn="9"/>Grundgefühl einer höheren herrschenden <lbedRef="#KGW #KSA"n="33"/>Art im Ver<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="10"/>hältniss zu einer niederen Art, zu einem „Unten“ <lbedRef="#KGW #KSA"n="34"/>– <lbn="11"/>
<hirend="spaced">das</hi> ist der Ursprung des Gegensatzes „gut“ und <lbn="12"/>„schlecht“. <pbedRef="#KGW #KSA"n="274/260"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="1"/>(Das Herrenrecht, Namen zu geben, geht <lbn="13"/>so weit, dass man sich <lbedRef="#KGW #KSA"n="2"/>erlauben sollte, den Ursprung <lbn="14"/>der Sprache selbst als Machtäusse<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="3"/>rung der Herrschen<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="15"/>den zu fassen: sie sagen „das <hirend="spaced">ist</hi> das und <lbedRef="#KGW #KSA"n="4"/>das“, sie <lbn="16"/>siegeln jegliches Ding und Geschehen mit einem Laute <lbn="17"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="5"/>ab und nehmen es dadurch gleichsam in Besitz.) Es <lbn="18"/>liegt an <lbedRef="#KGW #KSA"n="6"/>diesem Ursprunge, dass das Wort „gut“ sich <lbn="19"/>von vornherein <lbedRef="#KGW #KSA"n="7"/>durchaus <hirend="spaced">nicht</hi> nothwendig an „un<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="20"/>egoistische“ Handlungen <lbedRef="#KGW #KSA"n="8"/>anknüpft: wie es der Aber<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="21"/>glaube jener Moralgenealogen ist. <lbedRef="#KGW #KSA"n="9"/>Vielmehr geschieht <lbn="22"/>es erst bei einem <hirend="spaced">Niedergange</hi> aristo<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbn="23"/>urtheile, dass sich dieser ganze Gegensatz „ego<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="11"/>istisch“ <lbn="24"/>„unegoistisch“ dem menschlichen Gewissen mehr und <lbn="25"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="12"/>mehr <segtype="lem"xml:id="lem4a"/>aufdrängt,<anchorxml:id="lemEnd4a"/> – es ist, um mich meiner Sprache zu <lbn="26"/>bedienen, <lbedRef="#KGW #KSA"n="13"/>
<hirend="spaced">der Heerdeninstinkt</hi>, der mit ihm endlich <lbn="27"/>zu Worte <lbedRef="#KGW #KSA"n="14"/>(auch zu <hirend="spaced">Worten</hi>) kommt. Und auch dann <lbn="28"/>dauert es noch <lbedRef="#KGW #KSA"n="15"/>lange, bis dieser Instinkt in dem Maasse <lbn="29"/>Herr wird, dass die <lbedRef="#KGW #KSA"n="16"/>moralische Werthschätzung bei <lbn="30"/>jenem Gegensatze geradezu hän<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="17"/>gen und stecken bleibt <lbn="31"/>(wie dies zum Beispiel im gegenwärtigen <lbedRef="#KGW #KSA"n="18"/>Europa der <lbn="32"/>Fall ist: heute herrscht das Vorurtheil, welches „mo<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="20"/>griffe nimmt, <segtype="lem"xml:id="lem5a"/>bereits<anchorxml:id="lemEnd5a"/> mit der Gewalt einer „fixen Idee“ <lbn="2"/>und <lbedRef="#KGW #KSA"n="21"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="23"rend="indent"/>Zweitens aber: ganz <segtype="lem"xml:id="lem5d"/>abgesehen<anchorxml:id="lemEnd5d"/> von der historischen <lbn="5"/>Unhalt<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="24"/>barkeit jener Hypothese über die Herkunft des <lbn="6"/>Werthurtheils <lbedRef="#KGW #KSA"n="25"/>„gut“, krankt sie an einem psychologi<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="7"/>schen Widersinn in sich <lbedRef="#KGW #KSA"n="26"/>selbst. Die Nützlichkeit der <lbn="8"/>unegoistischen Handlung soll <milestoneunit="page"source="#Dm"n="a7r"/>der <lbedRef="#KGW #KSA"n="27"/>Ursprung ihres <lbn="9"/>Lobes sein, und dieser Ursprung soll <hirend="spaced">verges<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="28"/>sen</hi><lbn="10"/>worden sein: – wie ist dies Vergessen auch nur <hirend="spaced">mög<pcsource="#Ed #KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbn="11"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="29"/>lich</hi>? Hat vielleicht die Nützlichkeit solcher Hand<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="12"/>lungen <lbedRef="#KGW #KSA"n="30"/>
<segtype="lem"xml:id="lem5e"/>irgend wann<anchorxml:id="lemEnd5e"/> einmal aufgehört? Das Gegen<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="13"/>theil ist der Fall: diese <lbedRef="#KGW #KSA"n="31"/>Nützlichkeit ist vielmehr die <lbn="14"/>Alltagserfahrung zu allen Zeiten <lbedRef="#KGW #KSA"n="32"/>gewesen, Etwas also, <lbn="15"/>das fortwährend immer neu unterstrichen <pbedRef="#KGW #KSA"n="275/261"/>
<lbn="16"/>lich, statt aus dem Bewusstsein zu verschwinden, statt <lbn="17"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="2"/>vergessbar zu werden, sich dem Bewusstsein mit immer <lbn="18"/>grösserer <lbedRef="#KGW #KSA"n="3"/>Deutlichkeit <segtype="lem"xml:id="lem5f"/>eindrücken<anchorxml:id="lemEnd5f"/> musste. Um wie viel <lbn="19"/>vernünftiger ist <lbedRef="#KGW #KSA"n="4"/>jene entgegengesetzte Theorie (sie ist <lbn="20"/>deshalb nicht <segtype="lem"xml:id="lem5g"/>wahrer –),<anchorxml:id="lemEnd5g"/><lbedRef="#KGW #KSA"n="5"/>welche zum Beispiel von <lbn="21"/>Herbert Spencer vertreten wird: der <lbedRef="#KGW #KSA"n="6"/>den Begriff „gut“ <lbn="22"/>als wesensgleich mit dem Begriff „nützlich“, <lbedRef="#KGW #KSA"n="7"/>„zweck<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="23"/>mässig“ ansetzt, so dass in den Urtheilen „gut“ und <lbn="24"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="8"/>„schlecht“ die Menschheit gerade ihre <hirend="spaced">unvergess<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="25"/>nen</hi> und <lbedRef="#KGW #KSA"n="9"/>
<hirend="spaced">unvergessbaren</hi> Erfahrungen über nütz<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="10"/>sig, über schädlich-unzweckmässig auf<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="27"/>summirt und sanktionirt <lbedRef="#KGW #KSA"n="11"/>habe. Gut ist, nach dieser <lbn="28"/>Theorie, was sich von jeher als nütz<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="12"/>lich bewiesen hat: <lbn="29"/>damit darf es als „werthvoll im höchsten <lbedRef="#KGW #KSA"n="13"/>Grade“, als <lbn="30"/>„werthvoll an sich“ Geltung behaupten. Auch dieser <lbn="31"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="14"/>Weg der Erklärung ist, wie gesagt, falsch, aber wenig<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="32"/>stens ist <lbedRef="#KGW #KSA"n="15"/>die Erklärung selbst in sich vernünftig und <lbn="33"/>psychologisch <segtype="lem"xml:id="lem5h"/>halt<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="18"/>– Den Fingerzeig zum <hirend="spaced">rechten</hi> Wege gab mir die <lbn="3"/>Frage, <lbedRef="#KGW #KSA"n="19"/>was eigentlich die von den <segtype="lem"xml:id="lem6aa"/>verschiedenen<anchorxml:id="lemEnd6aa"/> Spra<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="20"/>ten Bezeichnungen des „Guten“ in ety<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="5"/>mologischer Hinsicht zu <lbedRef="#KGW #KSA"n="21"/>bedeuten haben: <segtype="lem"xml:id="lem6b"/>da<anchorxml:id="lemEnd6b"/> fand ich, <lbn="6"/>dass sie allesammt auf die <lbedRef="#KGW #KSA"n="22"/>
<lbn="7"/>wandlung</hi> zurückleiten, – <lbedRef="#KGW #KSA"n="23"/>dass überall <segtype="lem"xml:id="lem6c"/>„vornehm“,<anchorxml:id="lemEnd6c"/><lbn="8"/>„edel“ im ständischen Sinne der Grund<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="24"/>begriff ist, aus <lbn="9"/>dem sich „gut“ im Sinne von <segtype="lem"xml:id="lem6d"/>„seelisch-vornehm“,<anchorxml:id="lemEnd6d"/><lbn="10"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="25"/>„edel“, von „seelisch-hochgeartet“, „seelisch-privilegirt“ <lbn="11"/>mit <lbedRef="#KGW #KSA"n="26"/>Nothwendigkeit heraus entwickelt: eine Entwick<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="12"/>lung, die <lbedRef="#KGW #KSA"n="27"/>immer parallel mit jener anderen läuft, welche <lbn="13"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="28"/>belhaft“,<anchorxml:id="lemEnd6e"/> „niedrig“ schliesslich in den <lbn="14"/>Begriff „schlecht“ <segtype="lem"xml:id="lem6f"/>über<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="29"/>gehen<anchorxml:id="lemEnd6f"/> macht. Das beredteste <lbn="15"/>Beispiel für das Letztere ist das <lbedRef="#KGW #KSA"n="30"/>deutsche Wort „schlecht“ <lbn="16"/>selber: als welches mit „schlicht“ iden<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="31"/>tisch ist – ver<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="17"/>gleiche <segtype="lem"xml:id="lem6g"/>„schlechtweg“,<anchorxml:id="lemEnd6g"/> „schlechterdings“ – und <lbedRef="#KGW #KSA"n="32"/>ur<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="18"/>sprünglich den schlichten, den gemeinen Mann noch <lbn="19"/>ohne <pbedRef="#KGW #KSA"n="276/262"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="1"/>einen verdächtigenden <segtype="lem"xml:id="lem6h"/>Seitenblick,<anchorxml:id="lemEnd6h"/> einfach im Ge<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="20"/>gensatz zum <lbedRef="#KGW #KSA"n="2"/>Vornehmen bezeichnete. Um die Zeit des <lbn="21"/>dreissigjährigen Kriegs <lbedRef="#KGW #KSA"n="3"/>ungefähr, also spät <segtype="lem"xml:id="lem6i"/>genug,<anchorxml:id="lemEnd6i"/> ver<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="22"/>schiebt sich dieser Sinn in den jetzt <lbedRef="#KGW #KSA"n="4"/>gebräuchlichen. – <lbn="23"/>Dies scheint mir in Betreff der Moral-Ge<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="5"/>nealogie eine <lbn="24"/>
<hirend="spaced">wesentliche</hi> Einsicht; dass sie so spät erst <lbedRef="#KGW #KSA"n="6"/>gefunden <lbn="25"/>wird, liegt an dem hemmenden Einfluss, den das <lbedRef="#KGW #KSA"n="7"/>demo<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="26"/>kratische Vorurtheil innerhalb der modernen Welt in <lbn="27"/>Hin<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="8"/>sicht auf alle Fragen der Herkunft ausübt. Und <lbn="28"/>dies bis in das <lbedRef="#KGW #KSA"n="9"/>anscheinend objektivste Gebiet der Natur<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="29"/>wissenschaft und Phy<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="10"/>siologie <segtype="lem"xml:id="lem6j"/>hinein,<anchorxml:id="lemEnd6j"/> wie hier nur an<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="30"/>gedeutet werden soll. Welchen <lbedRef="#KGW #KSA"n="11"/>Unfug aber dieses Vor<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="31"/>urtheil, einmal bis zum Hass entzügelt, <lbedRef="#KGW #KSA"n="12"/>in Sonderheit <lbn="32"/>für Moral und Historie anrichten kann, zeigt der <lbedRef="#KGW #KSA"n="13"/>be<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="33"/>rüchtigte Fall Buckle’s; der <hirend="spaced">Plebejismus</hi> des mo<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<pbn="7"/>
<lbn="1"/>dernen <lbedRef="#KGW #KSA"n="14"/>Geistes, der englischer Abkunft ist, brach da <lbn="2"/>einmal wieder auf <lbedRef="#KGW #KSA"n="15"/>seinem heimischen Boden heraus, <lbn="3"/>heftig wie ein schlammichter <lbedRef="#KGW #KSA"n="16"/>Vulkan und mit jener <segtype="lem"xml:id="lem7a"/>ver<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="19"rend="indent"/>In Hinsicht auf <hirend="spaced">unser</hi> Problem, das aus guten <lbn="8"/>Gründen <lbedRef="#KGW #KSA"n="20"/>ein <hirend="spaced">stilles</hi> Problem genannt werden kann <lbn="9"/>und sich wähle<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="21"/>risch nur an wenige Ohren wendet, ist <lbn="10"/>es von keinem kleinen <lbedRef="#KGW #KSA"n="22"/>Interesse, festzustellen, dass viel<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="11"/>fach noch in jenen Worten und <lbedRef="#KGW #KSA"n="23"/>Wurzeln, die „gut“ <lbn="12"/>bezeichnen, die Hauptnuance durchschim<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="24"/>mert, auf welche <lbn="13"/>hin die Vornehmen sich eben als Menschen hö<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="25"/>heren <lbn="14"/>Ranges fühlten. Zwar benennen sie sich vielleicht in <lbn="15"/>den <lbedRef="#KGW #KSA"n="26"/>häufigsten Fällen einfach nach ihrer Überlegenheit <lbn="16"/>an Macht <lbedRef="#KGW #KSA"n="27"/>(als „die Mächtigen“, „die <segtype="lem"xml:id="lem7c"/>Herren“,<anchorxml:id="lemEnd7c"/> „die Ge<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="17"/>bietenden“) oder <lbedRef="#KGW #KSA"n="28"/>nach dem sichtbarsten Abzeichen die<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="18"/>ser Überlegenheit, zum Bei<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="29"/>spiel als „die Reichen“, „die <lbn="19"/>Besitzenden“ (das ist der Sinn von <lbedRef="#KGW #KSA"n="30"/>arya; und entspre<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="20"/>chend im Eranischen und <segtype="lem"xml:id="lem7d"/>Slavischen).<anchorxml:id="lemEnd7d"/> Aber <lbedRef="#KGW #KSA"n="31"/>auch nach <lbn="21"/>einem <hirend="spaced">typischen Charakterzuge</hi>: und <lbedRef="#KGW #KSA"n="32"/>dies ist der <lbn="22"/>Fall, der uns hier angeht. Sie heissen sich zum Bei<pcsource="#Ed #KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbn="23"/>
<pbedRef="#KGW #KSA"n="277/263"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="1"/>spiel „die <segtype="lem"xml:id="lem7e"/>Wahrhaftigen“:<anchorxml:id="lemEnd7e"/> voran der <segtype="lem"xml:id="lem7f"/>griechische<anchorxml:id="lemEnd7f"/> Adel, <lbn="24"/>dessen <lbedRef="#KGW #KSA"n="2"/>Mundstück der Megarische Dichter Theognis <lbn="25"/>ist. Das dafür aus<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="3"/>geprägte Wort <foreignxml:lang="grc">ἐσϑλός</foreign> bedeutet der <lbn="26"/>Wurzel nach Einen, der <lbedRef="#KGW #KSA"n="4"/>
<hirend="spaced">ist</hi>, der Realität hat, der wirk<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="27"/>lich ist, der wahr ist; dann, mit <lbedRef="#KGW #KSA"n="5"/>einer subjektiven <lbn="28"/>Wendung, den Wahren als den Wahrhaftigen: <lbedRef="#KGW #KSA"n="6"/>in dieser <lbn="29"/>Phase der Begriffs-Verwandlung wird es zum Schlag- <lbn="30"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="7"/>und Stichwort des Adels und geht ganz und gar in <lbn="31"/>den Sinn <lbedRef="#KGW #KSA"n="8"/>„adelig“ über, zur Abgrenzung vom <hirend="spaced">lügen<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="9"/>meinen <segtype="lem"xml:id="lem7g"/>Mann<anchorxml:id="lemEnd7g"/>, so wie Theognis ihn nimmt <pbn="8"/>
<lbn="1"/>und <segtype="lem"xml:id="lem8a"/>schildert,<anchorxml:id="lemEnd8a"/> – bis <lbedRef="#KGW #KSA"n="10"/>endlich das Wort, nach dem Nieder<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="2"/>gange des Adels, zur Bezeich<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="11"/>nung der seelischen <lbn="3"/>noblesse übrig bleibt und gleichsam reif und <lbedRef="#KGW #KSA"n="12"/>süss wird. <lbn="4"/>Im Worte <foreignxml:lang="grc">κακός</foreign> wie in <foreignxml:lang="grc">δειλός</foreign> (der Plebejer im Ge<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbn="5"/>satz zum <foreignxml:lang="grc">ἀγαϑός</foreign>) ist die Feigheit unterstrichen: dies <lbn="6"/>giebt <lbedRef="#KGW #KSA"n="14"/>vielleicht einen Wink, in welcher Richtung man <lbn="7"/>die etymolo<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="15"/>gische Herkunft des mehrfach deutbaren <lbn="8"/>
<foreignxml:lang="grc">ἀγαϑός</foreign> zu suchen hat. <lbedRef="#KGW #KSA"n="16"/>Im lateinischen malus (dem ich <lbn="9"/>
<foreignxml:lang="grc">μέλας</foreign> zur Seite stelle) könnte <lbedRef="#KGW #KSA"n="17"/>der gemeine Mann als <lbn="10"/>der Dunkelfarbige, vor allem als der <lbedRef="#KGW #KSA"n="18"/>Schwarzhaarige <lbn="11"/>(„hic niger est –“) gekennzeichnet sein, als der <lbedRef="#KGW #KSA"n="19"/>vorari<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="12"/>sche Insasse des italischen Bodens, der sich von der <lbn="13"/>herr<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbn="14"/>oberer-Rasse <lbedRef="#KGW #KSA"n="21"/>durch die Farbe am deutlichsten abhob; <lbn="15"/>wenigstens bot mir das <lbedRef="#KGW #KSA"n="22"/>
<segtype="lem"xml:id="lem8c"/>Gälische<anchorxml:id="lemEnd8c"/> den genau entsprechen<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="16"/>den <segtype="lem"xml:id="lem8d"/>Fall,<anchorxml:id="lemEnd8d"/> – fin (zum Beispiel <lbedRef="#KGW #KSA"n="23"/>im Namen <segtype="lem"xml:id="lem8e"/>Fin-Gal),<anchorxml:id="lemEnd8e"/> das <lbn="17"/>abzeichnende Wort des Adels, <segtype="lem"xml:id="lem8f"/>zuletzt <lbedRef="#KGW #KSA"n="24"/>der Gute, Edle, <lbn="18"/>Reine, ursprünglich der Blondkopf<anchorxml:id="lemEnd8f"/>, im Gegen<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="25"/>satz zu <lbn="19"/>den <segtype="lem"xml:id="lem8g"/>dunklen,<anchorxml:id="lemEnd8g"/> schwarzhaarigen Ureinwohnern. Die Kel<pcsource="#Ed #KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbn="20"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="26"/>ten, beiläufig gesagt, waren durchaus eine blonde <lbn="21"/>Rasse; man thut <lbedRef="#KGW #KSA"n="27"/>Unrecht, wenn man jene Streifen einer <lbn="22"/>wesentlich dunkel<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="28"/>haarigen Bevölkerung, die sich auf <lbn="23"/>
<lbn="25"/>kunft und Blutmischung in Zusammen<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="31"/>hang bringt, wie <lbn="26"/>dies noch Virchow thut: vielmehr schlägt an <lbedRef="#KGW #KSA"n="32"/>diesen <lbn="27"/>Stellen die <hirend="spaced">vorarische</hi> Bevölkerung Deutschlands <lbn="28"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="33"/>vor. (Das Gleiche gilt beinahe für ganz Europa: im <lbn="29"/>Wesent<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="34"/>lichen hat die <segtype="lem"xml:id="lem8j"/>unterworfene<anchorxml:id="lemEnd8j"/> Rasse schliesslich <lbn="30"/>daselbst wieder die <pbedRef="#KGW #KSA"n="278/264"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="1"/>Oberhand bekommen, in Farbe, <lbn="31"/>Kürze des Schädels, vielleicht <lbedRef="#KGW #KSA"n="2"/>sogar in den intellek<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="32"/>tuellen und socialen Instinkten: wer steht <lbedRef="#KGW #KSA"n="3"/>uns dafür, <lbn="33"/>ob nicht die moderne Demokratie, der noch moder<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="4"/>nere <pbn="9"/>
<lbn="1"/>Anarchismus und namentlich jener Hang zur „<segtype="lem"xml:id="lem9a"/>Commune<anchorxml:id="lemEnd9a"/>“, <lbn="2"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="5"/>zur primitivsten Gesellschafts-Form, der allen Socia<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="6"/>pa’s jetzt gemeinsam ist, in der Hauptsache <lbn="4"/>einen ungeheuren <lbedRef="#KGW #KSA"n="7"/>
<hirend="spaced">Nachschlag</hi> zu bedeuten hat – <lbn="5"/>und dass die Eroberer- <lbedRef="#KGW #KSA"n="8"/>und <hirend="spaced">Herren-Rasse</hi>, die der <lbn="6"/>Arier, auch physiologisch im <lbedRef="#KGW #KSA"n="9"/>Unterliegen ist?…) Das <lbn="7"/>lateinische bonus glaube ich als „den <lbedRef="#KGW #KSA"n="10"/>Krieger“ auslegen <lbn="8"/>zu dürfen: vorausgesetzt, dass ich mit Recht <lbedRef="#KGW #KSA"n="11"/>bonus auf <lbn="9"/>ein älteres duonus zurückführe (vergleiche bellum = <lbn="10"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="12"/>duellum = duen-lum, worin mir jenes duonus erhalten <lbn="11"/>
<segtype="lem"xml:id="lem9b"/>scheint).<anchorxml:id="lemEnd9b"/><lbedRef="#KGW #KSA"n="13"/>Bonus somit als Mann des Zwistes, der Ent<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="12"/>zweiung (duo), als <lbedRef="#KGW #KSA"n="14"/>Kriegsmann: man sieht, was im alten <lbn="13"/>Rom an einem Manne <lbedRef="#KGW #KSA"n="15"/>seine „Güte“ ausmachte. Unser <lbn="14"/>deutsches „Gut“ selbst: sollte <lbedRef="#KGW #KSA"n="16"/>es nicht „den Göttlichen“, <lbn="15"/>den Mann <segtype="lem"xml:id="lem9c"/>„göttlichen Geschlechts“<anchorxml:id="lemEnd9c"/><lbedRef="#KGW #KSA"n="17"/>bedeuten? Und <lbn="16"/>mit dem Volks- (ursprünglich Adels-)Namen der <lbedRef="#KGW #KSA"n="18"/>Gothen <lbn="17"/>identisch sein? Die Gründe zu dieser Vermuthung <lbn="18"/>ge<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="19"/>hören nicht hierher. –</p>
</div2>
<appfrom="#lem7b"to="#lemEnd7b">
<lem>5.</lem>
<rdgwit="#Dm"n="a7r,30">6.</rdg>
<rdgwit="#Cb"n="7,6">5.</rdg>
</app>
<appfrom="#lem7c"to="#lemEnd7c">
<lem>Herren“,</lem>
<rdgwit="#Dm"n="a7r,35">Herren“</rdg>
<rdgwit="#Cb"n="7,16">Herren“,</rdg>
</app>
<appfrom="#lem7d"to="#lemEnd7d">
<lem>Slavischen).</lem>
<rdgwit="#Dm"n="a7r,37">Slavischen)</rdg>
<rdgwit="#Cb"n="7,20">Slavischen).</rdg>
</app>
<appfrom="#lem7e"to="#lemEnd7e">
<lem>Wahrhaftigen“:</lem>
<rdgwit="#Dm"n="a7r,38">Wahrhaftigen“;</rdg>
<rdgwit="#Cb"n="7,23">Wahrhaftigen“: <notetype="annotation">(Korrektur von Ns Hand)</note>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="21"rend="indent"/>Von dieser Regel, dass der politische Vorrangs-<lbn="21"/>Begriff sich <lbedRef="#KGW #KSA"n="22"/>immer in einen seelischen Vorrangs-Begriff <lbn="22"/>auslöst, macht es zu<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="23"/>nächst noch keine Ausnahme (ob<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="23"/>gleich es Anlass zu Ausnahmen <lbedRef="#KGW #KSA"n="24"/>giebt), wenn die höchste <lbn="24"/>Kaste zugleich die <hirend="spaced">priester<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="25"/>liche</hi> Kaste ist und folg<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="25"/>lich zu ihrer Gesammt-Bezeichnung <lbedRef="#KGW #KSA"n="26"/>ein Prädikat be<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="26"/>vorzugt, <segtype="lem"xml:id="lem9e"/>das<anchorxml:id="lemEnd9e"/> an ihre priesterliche Funktion er<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="27"/>innert. <lbn="27"/>Da tritt zum Beispiel „rein“ und „unrein“ sich zum <lbn="28"/>er<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="28"/>sten Male als Ständeabzeichen gegenüber; und auch <lbn="29"/>hier kommt <lbedRef="#KGW #KSA"n="29"/>später ein „gut“ und ein „schlecht“ in <lbn="30"/>einem nicht mehr stän<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="30"/>dischen Sinne zur Entwicklung. <lbn="31"/>Im Übrigen sei man davor ge<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="31"/>warnt, diese Begriffe <lbn="32"/>„rein“ und „unrein“ nicht von vornherein <lbedRef="#KGW #KSA"n="32"/>zu schwer, <lbn="33"/>zu weit oder gar symbolisch zu nehmen: alle Begriffe <pbn="10"/>
<pbedRef="#KGW #KSA"n="279/265"/>
<lbn="1"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="1"/>der älteren Menschheit sind vielmehr anfänglich in <lbn="2"/>einem uns <lbedRef="#KGW #KSA"n="2"/>kaum ausdenkbaren Maasse grob, plump, <lbn="3"/>äusserlich, eng, <lbedRef="#KGW #KSA"n="3"/>geradezu und <segtype="lem"xml:id="lem10a"/>insbesondere<anchorxml:id="lemEnd10a"/><hirend="spaced">unsym<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<segtype="lem"xml:id="lem10aa"/>worden.<anchorxml:id="lemEnd10aa"/> Der „Reine“ ist von <lbn="5"/>Anfang an bloss ein Mensch, der <lbedRef="#KGW #KSA"n="5"/>sich wäscht, der sich <lbn="6"/>gewisse Speisen verbietet, die Hautkrank<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="6"/>heiten nach <lbn="7"/>sich <segtype="lem"xml:id="lem10b"/>ziehen<anchorxml:id="lemEnd10b"/>, der nicht mit den schmutzigen Weibern <lbedRef="#KGW #KSA"n="7"/>des <lbn="8"/>niederen Volkes schläft, der einen Abscheu vor Blut <segtype="lem"xml:id="lem10c"/>hat,<anchorxml:id="lemEnd10c"/> – <lbn="9"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="8"/>nicht mehr, nicht viel mehr! Andrerseits erhellt es frei<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="10"/>lich aus <lbedRef="#KGW #KSA"n="9"/>der ganzen Art einer wesentlich priesterlichen <lbn="11"/>Aristokratie, <lbedRef="#KGW #KSA"n="10"/>warum hier gerade frühzeitig sich die <lbn="12"/>Werthungs-Gegensätze <lbedRef="#KGW #KSA"n="11"/>auf eine gefährliche Weise ver<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="13"/>innerlichen und verschärfen konn<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="12"/>ten; und in der That <lbn="14"/>sind durch sie schliesslich Klüfte zwischen <lbedRef="#KGW #KSA"n="13"/>Mensch und <lbn="15"/>Mensch aufgerissen worden, über die selbst ein <lbedRef="#KGW #KSA"n="14"/>Achill <lbn="16"/>der Freigeisterei nicht ohne Schauder hinwegsetzen <lbn="17"/>wird. <lbedRef="#KGW #KSA"n="15"/>Es ist von Anfang an etwas <hirend="spaced">Ungesundes</hi> in <lbn="18"/>solchen prie<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="16"/>sterlichen Aristokratien und in den daselbst <lbn="19"/>
<segtype="lem"xml:id="lem10d"/>herrschenden,<anchorxml:id="lemEnd10d"/> dem <lbedRef="#KGW #KSA"n="17"/>Handeln abgewendeten, theils brü<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="18"/>siven Gewohnheiten, als <lbn="21"/>deren Folge jene den Priestern aller <lbedRef="#KGW #KSA"n="19"/>Zeiten fast unver<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="20"/>keit und <lbn="23"/>Neurasthenie erscheint; was aber von ihnen selbst <lbn="24"/>gegen <lbedRef="#KGW #KSA"n="21"/>diese ihre <segtype="lem"xml:id="lem10e"/>Krankhaftigkeit<anchorxml:id="lemEnd10e"/> als Heilmittel erfun<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="25"/>den worden ist, <lbedRef="#KGW #KSA"n="22"/>– muss man nicht sagen, dass es sich <lbn="26"/>zuletzt in seinen Nach<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="23"/>wirkungen noch hundert Mal ge<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="27"/>fährlicher erwiesen <segtype="lem"xml:id="lem10f"/>hat,<anchorxml:id="lemEnd10f"/> als die <lbedRef="#KGW #KSA"n="24"/>Krankheit, von der es <lbn="28"/>erlösen sollte? Die Menschheit selbst <lbedRef="#KGW #KSA"n="25"/>krankt noch an <lbn="29"/>den Nachwirkungen dieser priesterlichen Kur-<lbedRef="#KGW #KSA"n="26"/>Naive<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="30"/>täten! Denken wir zum Beispiel an gewisse Diätformen <lbn="31"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="27"/>(Vermeidung des Fleisches), an das Fasten, an die ge<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="32"/>schlechtliche <lbedRef="#KGW #KSA"n="28"/>Enthaltsamkeit, an die Flucht „in die <lbn="33"/>Wüste“ (Weir Mitchell’<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="29"/>sche Isolirung, freilich ohne die <pbn="11"/>
<lbn="1"/>darauf folgende Mastkur und <lbedRef="#KGW #KSA"n="30"/>Überernährung, in der das <lbn="2"/>wirksamste Gegenmittel gegen alle <lbedRef="#KGW #KSA"n="31"/>Hysterie des aske<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="3"/>tischen Ideals besteht): hinzugerechnet die <lbedRef="#KGW #KSA"n="32"/>ganze sinnen<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="4"/>feindliche, faul- und raffinirtmachende Metaphysik <lbedRef="#KGW #KSA"n="33"/>der <lbn="5"/>Priester, <segtype="lem"xml:id="lem11a"/>ihre<anchorxml:id="lemEnd11a"/> Selbst-Hypnotisirung nach Art des <lbn="6"/>Fakirs und <lbedRef="#KGW #KSA"n="34"/>Brahmanen – Brahman als gläserner Knopf <lbn="7"/>und fixe Idee be<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<pbedRef="#KGW #KSA"n="280/266"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="1"/>nutzt – und das <segtype="lem"xml:id="lem11b"/>schliessliche,<anchorxml:id="lemEnd11b"/> nur zu <lbn="8"/>begreifliche allgemeine <lbedRef="#KGW #KSA"n="2"/>Satthaben mit seiner <segtype="lem"xml:id="lem11c"/>Radikal<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="9"/>kur<anchorxml:id="lemEnd11c"/>, dem <hirend="spaced">Nichts</hi> (oder Gott: <lbedRef="#KGW #KSA"n="3"/>– das Verlangen nach <lbn="10"/>einer unio mystica mit Gott ist das Ver<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="4"/>langen des <lbn="11"/>Buddhisten <segtype="lem"xml:id="lem11d"/>in’s<anchorxml:id="lemEnd11d"/> Nichts, Nirvâna – und nicht <segtype="lem"xml:id="lem11e"/>mehr!)<anchorxml:id="lemEnd11e"/><lbn="12"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="5"/>Bei den Priestern wird eben <hirend="spaced">Alles</hi> gefährlicher, nicht <lbn="13"/>nur <lbedRef="#KGW #KSA"n="6"/>Kurmittel und Heilkünste, sondern auch Hochmuth, <lbn="14"/>Rache, <lbedRef="#KGW #KSA"n="7"/>Scharfsinn, Ausschweifung, Liebe, Herrschsucht, <lbn="15"/>Tugend, Krank<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="8"/>heit; – mit einiger Billigkeit liesse sich <lbn="16"/>allerdings auch hinzu<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="9"/>fügen, dass erst auf dem Boden <lbn="17"/>dieser <hirend="spaced">wesentlich ge<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="10"/>fährlichen</hi> Daseinsform des <lbn="18"/>Menschen, der priesterlichen, <lbedRef="#KGW #KSA"n="11"/>der Mensch überhaupt <lbn="19"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="17"rend="indent"/>– Man wird bereits errathen haben, wie leicht sich <lbn="26"/>die <lbedRef="#KGW #KSA"n="18"/>priesterliche Werthungs-Weise von der ritterlich-<lbn="27"/>aristokratischen <lbedRef="#KGW #KSA"n="19"/>abzweigen und dann zu deren Gegen<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="28"/>satze fortentwickeln kann; <lbedRef="#KGW #KSA"n="20"/>wozu es in Sonderheit jedes <lbn="29"/>Mal einen Anstoss giebt, wenn die <lbedRef="#KGW #KSA"n="21"/>Priesterkaste und <lbn="30"/>die Kriegerkaste einander eifersüchtig ent<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="22"/>gegentreten <lbn="31"/>und über den Preis mit einander nicht einig <segtype="lem"xml:id="lem11h"/>werden <lbn="32"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="23"/>wollen.<anchorxml:id="lemEnd11h"/> Die ritterlich-aristokratischen Werthurtheile <pbn="12"/>
<lbn="1"/>haben zu <lbedRef="#KGW #KSA"n="24"/>ihrer Voraussetzung eine mächtige Leiblich<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="2"/>keit, eine blühende, <lbedRef="#KGW #KSA"n="25"/>reiche, selbst überschäumende Ge<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="3"/>sundheit, sammt dem, was deren <lbedRef="#KGW #KSA"n="26"/>Erhaltung bedingt, <lbn="4"/>Krieg, Abenteuer, Jagd, Tanz, Kampf<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="27"/>spiele und <segtype="lem"xml:id="lem12a"/>Alles<anchorxml:id="lemEnd12a"/><lbn="5"/>überhaupt, was <segtype="lem"xml:id="lem12b"/>starkes, freies,<anchorxml:id="lemEnd12b"/> frohgemuthes <lbedRef="#KGW #KSA"n="28"/>Handeln <lbn="6"/>in sich schliesst. Die priesterlich-vornehme Werthungs-<lbn="7"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="29"/>Weise hat – wir sahen es – <segtype="lem"xml:id="lem12c"/>andere<anchorxml:id="lemEnd12c"/> Voraussetzungen: <lbn="8"/>schlimm <lbedRef="#KGW #KSA"n="30"/>genug für sie, wenn es sich um Krieg han<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="9"/>delt! Die Priester sind, <lbedRef="#KGW #KSA"n="31"/>wie bekannt, die <hirend="spaced">bösesten <lbn="10"/>Feinde</hi> – weshalb doch? <lbedRef="#KGW #KSA"n="32"/>Weil sie die ohnmächtig<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="11"/>sten sind. Aus der Ohnmacht wächst bei <pbedRef="#KGW #KSA"n="281/267"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="1"/>ihnen der <lbn="12"/>Hass <segtype="lem"xml:id="lem12d"/>in’s<anchorxml:id="lemEnd12d"/> Ungeheure und Unheimliche, <segtype="lem"xml:id="lem12e"/>in’s<anchorxml:id="lemEnd12e"/> Geistigste <lbn="13"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="2"/>und Giftigste. Die ganz grossen Hasser in der Welt<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="14"/>geschichte <lbedRef="#KGW #KSA"n="3"/>sind immer Priester gewesen, auch die geist<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="15"/>reichsten Hasser: <lbedRef="#KGW #KSA"n="4"/>– gegen den Geist der priesterlichen <lbn="16"/>Rache kommt überhaupt <lbedRef="#KGW #KSA"n="5"/>aller übrige Geist kaum in <lbn="17"/>Betracht. Die menschliche Geschichte <lbedRef="#KGW #KSA"n="6"/>wäre eine gar <lbn="18"/>zu dumme Sache ohne den Geist, der von den <lbedRef="#KGW #KSA"n="7"/>Ohn<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="19"/>mächtigen her in sie gekommen ist: – nehmen wir so<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="20"/>fort <lbedRef="#KGW #KSA"n="8"/>das grösste Beispiel. Alles, was auf Erden gegen <lbn="21"/>„die Vor<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="9"/>nehmen“, „die Gewaltigen“, „die Herren“, „die <lbn="22"/>Machthaber“ <lbedRef="#KGW #KSA"n="10"/>gethan worden ist, ist nicht der Rede <lbn="23"/>werth im Vergleich mit <lbedRef="#KGW #KSA"n="11"/>dem, was <hirend="spaced">die Juden</hi> gegen <lbn="24"/>sie gethan haben: die Juden, <lbedRef="#KGW #KSA"n="12"/>jenes priesterliche Volk, <lbn="25"/>das sich an seinen Feinden und Über<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="13"/>wältigern zuletzt <lbn="26"/>nur durch eine radikale Umwerthung von <lbedRef="#KGW #KSA"n="14"/>deren Wer<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="27"/>then, also durch einen Akt der <hirend="spaced">geistigsten Rache</hi><lbn="28"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="15"/>Genugthuung zu schaffen wusste. So allein war es <lbn="29"/>eben einem <lbedRef="#KGW #KSA"n="16"/>priesterlichen Volke gemäss, dem Volke <lbn="30"/>der zurückgetretensten <lbedRef="#KGW #KSA"n="17"/>priesterlichen Rachsucht. Die <lbn="31"/>Juden sind es gewesen, die gegen <lbedRef="#KGW #KSA"n="18"/>die aristokratische <lbn="32"/>Werthgleichung (gut = vornehm = mächtig <lbedRef="#KGW #KSA"n="19"/>= schön <lbn="33"/>= glücklich = gottgeliebt) mit einer furchteinflössenden <pbn="13"/>
<lbn="1"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="20"/>Folgerichtigkeit die Umkehrung gewagt und mit den <lbn="2"/>Zähnen des <lbedRef="#KGW #KSA"n="21"/>abgründlichsten Hasses (des Hasses der <lbn="3"/>Ohnmacht) festgehalten <lbedRef="#KGW #KSA"n="22"/>haben, nämlich „die Elenden <lbn="4"/>sind allein die Guten, die Armen, <lbedRef="#KGW #KSA"n="23"/>Ohnmächtigen, Nied<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="5"/>rigen sind allein die Guten, die <segtype="lem"xml:id="lem13a"/>Leidenden, <lbedRef="#KGW #KSA"n="24"/>Entbehren<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="6"/>den, Kranken,<anchorxml:id="lemEnd13a"/> Hässlichen sind auch die einzig From<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="25"/>men, <lbn="7"/>die einzig Gottseligen, für sie <milestoneunit="page"source="#Dm"n="a10r"/>allein giebt es Selig<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="8"/>keit, – <lbedRef="#KGW #KSA"n="26"/>dagegen ihr, ihr Vornehmen und Gewaltigen, <lbn="9"/>ihr seid in alle <lbedRef="#KGW #KSA"n="27"/>Ewigkeit die Bösen, die Grausamen, <lbn="10"/>die Lüsternen, die Unersätt<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="28"/>lichen, die Gottlosen, ihr <lbn="11"/>werdet auch ewig die Unseligen, Ver<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="29"/>fluchten und Ver<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="12"/>dammten sein!“… Man weiss, <hirend="spaced">wer</hi> die Erb<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="30"/>schaft <lbn="13"/>dieser jüdischen Umwerthung gemacht hat… Ich er<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="14"/>innere <lbedRef="#KGW #KSA"n="31"/>in Betreff der ungeheuren und über alle Maassen <lbn="15"/>verhängniss<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="32"/>vollen Initiative, welche die Juden mit die<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="16"/>ser grundsätzlichsten <lbedRef="#KGW #KSA"n="33"/>aller Kriegserklärungen gegeben <lbn="17"/>haben, an den Satz, auf den <lbedRef="#KGW #KSA"n="34"/>ich bei einer <segtype="lem"xml:id="lem13b"/>anderen<anchorxml:id="lemEnd13b"/> Ge<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="18"/>legenheit gekommen bin („Jenseits von <pbedRef="#KGW #KSA"n="282/268"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="1"/>Gut und Böse“ <lbn="19"/>p. 118) – dass nämlich mit den Juden <hirend="spaced">der <lbedRef="#KGW #KSA"n="2"/>Sklaven<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="20"/>aufstand in der Moral</hi> beginnt: jener Auf<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="3"/>stand, <lbn="21"/>welcher eine zweitausendjährige Geschichte hinter sich <lbn="22"/>hat <lbedRef="#KGW #KSA"n="4"/>und der uns heute nur deshalb aus den Augen ge<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="23"/>rückt ist, weil <lbedRef="#KGW #KSA"n="5"/>er – siegreich gewesen ist…</p>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="7"rend="indent"/>– Aber ihr versteht das nicht? Ihr habt keine <lbn="26"/>Augen für <lbedRef="#KGW #KSA"n="8"/>Etwas, das zwei Jahrtausende gebraucht hat, <lbn="27"/>um zum Siege zu <lbedRef="#KGW #KSA"n="9"/>kommen?… Daran ist Nichts zum <lbn="28"/>Verwundern: alle <segtype="lem"xml:id="lem13d"/>
<hirend="spaced">langen</hi>
<anchorxml:id="lemEnd13d"/><lbedRef="#KGW #KSA"n="10"/>Dinge sind schwer zu sehn, <lbn="29"/>zu übersehn. <hirend="spaced">Das</hi> aber ist das Er<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="11"/>eigniss: aus dem <lbn="30"/>Stamme jenes Baums der Rache und des Has<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="12"/>ses, des <lbn="31"/>jüdischen Hasses – des tiefsten und sublimsten, näm<pcsource="#Ed #KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbn="1"/>dessen <lbedRef="#KGW #KSA"n="14"/>Gleichen nie auf Erden dagewesen ist – wuchs <lbn="2"/>etwas ebenso <lbedRef="#KGW #KSA"n="15"/>Unvergleichliches heraus, eine <hirend="spaced">neue <lbn="3"/>Liebe</hi>, die tiefste und <lbedRef="#KGW #KSA"n="16"/>sublimste aller Arten Liebe: – <lbn="4"/>und aus welchem <segtype="lem"xml:id="lem14a"/>andern<anchorxml:id="lemEnd14a"/> Stamme <lbedRef="#KGW #KSA"n="17"/>hätte sie auch wachsen <lbn="5"/>können?… Dass man aber ja nicht ver<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="18"/>meine, sie sei <lbn="6"/>etwa als die eigentliche Verneinung jenes Durstes <lbedRef="#KGW #KSA"n="19"/>nach <lbn="7"/>Rache, als der Gegensatz des jüdischen Hasses empor<pcsource="#Ed #KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbn="8"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="20"/>gewachsen! Nein, das Umgekehrte ist die Wahrheit! <lbn="9"/>Diese Liebe <lbedRef="#KGW #KSA"n="21"/>wuchs aus ihm heraus, als seine Krone, als <lbn="10"/>die triumphirende, <lbedRef="#KGW #KSA"n="22"/>in der reinsten Helle und Sonnenfülle <lbn="11"/>sich breit und breiter ent<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="23"/>faltende Krone, welche mit <lbn="12"/>demselben Drange gleichsam im <lbedRef="#KGW #KSA"n="24"/>Reiche des Lichts und <lbn="13"/>der Höhe auf die Ziele jenes Hasses, auf <lbedRef="#KGW #KSA"n="25"/>Sieg, auf Beute, <lbn="14"/>auf Verführung aus war, mit dem die Wurzeln <lbedRef="#KGW #KSA"n="26"/>jenes <lbn="15"/>Hasses sich immer gründlicher und begehrlicher in <lbn="16"/>Alles, <lbedRef="#KGW #KSA"n="27"/>was Tiefe hatte und böse war, hinunter senkten. <lbn="17"/>Dieser Jesus <lbedRef="#KGW #KSA"n="28"/>von Nazareth, als das leibhafte Evange<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="18"/>lium der Liebe, dieser <lbedRef="#KGW #KSA"n="29"/>den Armen, den Kranken, den <lbn="19"/>Sündern die Seligkeit und den <lbedRef="#KGW #KSA"n="30"/>Sieg bringende „Er<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="20"/>löser“ – war er nicht gerade die Verführung <lbedRef="#KGW #KSA"n="31"/>in ihrer <lbn="21"/>unheimlichsten und unwiderstehlichsten Form, die Ver<pcsource="#Ed #KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbn="22"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="32"/>führung und der Umweg zu eben jenen <hirend="spaced">jüdischen</hi><lbn="23"/>Werthen <pbedRef="#KGW #KSA"n="283/269"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="1"/>und Neuerungen des Ideals? Hat Israel nicht <lbn="24"/>gerade auf dem <lbedRef="#KGW #KSA"n="2"/>Umwege dieses „Erlösers“, dieses <lbn="25"/>scheinbaren Widersachers und <lbedRef="#KGW #KSA"n="3"/>Auflösers Israel’s, das <lbn="26"/>letzte Ziel seiner sublimen Rachsucht <segtype="lem"xml:id="lem14b"/>er<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="4"/>reicht<anchorxml:id="lemEnd14b"/>? Gehört <lbn="27"/>es nicht in die geheime schwarze Kunst einer <lbedRef="#KGW #KSA"n="5"/>wahrhaft <lbn="28"/>
<hirend="spaced">grossen</hi> Politik der Rache, einer weitsichtigen, <lbedRef="#KGW #KSA"n="6"/>unter<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="29"/>irdischen, langsam-greifenden und vorausrechnenden <lbn="30"/>Rache, <lbedRef="#KGW #KSA"n="7"/>dass Israel selber das eigentliche Werkzeug <lbn="31"/>seiner Rache vor <lbedRef="#KGW #KSA"n="8"/>aller Welt wie etwas Todfeindliches <lbn="32"/>verleugnen und an’s Kreuz <lbedRef="#KGW #KSA"n="9"/>schlagen musste, damit „alle <lbn="33"/>Welt“, nämlich alle Gegner <segtype="lem"xml:id="lem14c"/>Israel’s<anchorxml:id="lemEnd14c"/><lbedRef="#KGW #KSA"n="10"/>unbedenklich ge<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<pbn="15"/>
<lbn="1"/>rade an <segtype="lem"xml:id="lem15a"/>diesem Köder anbeissen<anchorxml:id="lemEnd15a"/> konnten? Und <lbedRef="#KGW #KSA"n="11"/>wüsste <lbn="2"/>man sich andrerseits, aus allem Raffinement des Geistes <lbn="3"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="12"/>heraus, überhaupt noch einen <hirend="spaced">gefährlicheren</hi> Köder <lbn="4"/>aus<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="13"/>zudenken? Etwas, das an <segtype="lem"xml:id="lem15b"/>verlockender, berauschen<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="10"/>schen</hi>?… Gewiss ist wenigstens, dass sub hoc <lbedRef="#KGW #KSA"n="19"/>signo <lbn="11"/>Israel mit seiner Rache und Umwerthung aller Werthe <lbedRef="#KGW #KSA"n="20"/>
<lbn="12"/>bisher über alle anderen Ideale, über alle <hirend="spaced">vornehme<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="13"/>ren</hi><lbedRef="#KGW #KSA"n="21"/>Ideale immer wieder triumphirt hat. – –
</p>
</div2>
<appfrom="#lem13c"to="#lemEnd13c">
<lem>8.</lem>
<rdgwit="#Dm"n="a10r,9">9.</rdg>
<rdgwit="#Cb"n="13,24">8.</rdg>
</app>
<appfrom="#lem13d"to="#lemEnd13d">
<lem>
<hirend="spaced">langen</hi>
</lem>
<rdgwit="#Dm"n="a10r,11">langen</rdg>
<rdgwit="#Cb"n="13,28">
<hirend="spaced">langen</hi><notetype="annotation">(Korrektur von Ns Hand)</note>
</rdg>
</app>
<appfrom="#lem14a"to="#lemEnd14a">
<lem>andern</lem>
<rdgwit="#Dm"n="a10r,14">andren</rdg>
<rdgwit="#Cb"n="14,4">andern</rdg>
</app>
<appfrom="#lem14b"to="#lemEnd14b">
<lem>erreicht</lem>
<rdgwit="#Dm"n="a10r,24">
<hirend="underline">erreicht</hi>
</rdg>
<rdgwit="#Cb"n="14,26">erreicht</rdg>
</app>
<appfrom="#lem14c"to="#lemEnd14c">
<lem>Israel’s</lem>
<rdgwit="#Dm"n="a10r,27">Israels</rdg>
<rdgwit="#Cb"n="14,33">Israel’s <notetype="annotation">(Korrektur von Köselitz’ Hand)</note>
<!-- NB. zu Z. 12: in Cb vom Setzer versehentlich 4 Wörter unterschlagen, was Kö korrigiert (was zu neuen Seitenumbruch führt!) – Korrekturen von div. Setzerfehler -->
<lbedRef="#KGW #KSA"n="23"rend="indent"/>– „Aber was reden Sie noch von <hirend="spaced">vornehmeren</hi><lbn="16"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="24"/>Idealen! Fügen wir uns in die Thatsachen: das Volk <lbn="17"/>hat gesiegt <lbedRef="#KGW #KSA"n="25"/>– oder „die <segtype="lem"xml:id="lem15d"/>Sklaven“, oder „der Pöbel“, <lbn="18"/>oder „die Heerde“,<anchorxml:id="lemEnd15d"/><lbedRef="#KGW #KSA"n="26"/>oder wie Sie es zu nennen belieben <lbn="19"/>– wenn dies durch die Ju<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="27"/>den <segtype="lem"xml:id="lem15e"/>geschehen<anchorxml:id="lemEnd15e"/> ist, wohlan! <lbn="20"/>so hatte nie ein Volk eine welt<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="28"/>historischere Mission. <lbn="21"/>„Die Herren“ sind abgethan; die Moral <lbedRef="#KGW #KSA"n="29"/>des gemeinen <lbn="22"/>Mannes hat gesiegt. Man mag diesen Sieg zugleich <lbn="23"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="30"/>als eine Blutvergiftung nehmen (er hat die Rassen <lbn="24"/>durch ein<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="31"/>ander gemengt) – ich widerspreche nicht; <lbn="25"/>unzweifelhaft<milestoneunit="page"source="#Dm"n="a11r"/> ist aber <lbedRef="#KGW #KSA"n="32"/>diese Intoxikation <segtype="lem"xml:id="lem15f"/>
<hirend="spaced">gelungen</hi>.<anchorxml:id="lemEnd15f"/><lbn="26"/>Die „Erlösung“ des <segtype="lem"xml:id="lem15g"/>Men<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<pbedRef="#KGW #KSA"n="284/270"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="1"/>schengeschlechtes<anchorxml:id="lemEnd15g"/> (nämlich von <lbn="27"/>„den Herren“) ist auf dem <lbedRef="#KGW #KSA"n="2"/>besten Wege; Alles ver<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="28"/>jüdelt oder verchristlicht oder verpöbelt <lbedRef="#KGW #KSA"n="3"/>sich zusehends <lbn="29"/>(was liegt an <segtype="lem"xml:id="lem15h"/>Worten!).<anchorxml:id="lemEnd15h"/> Der Gang dieser Vergif<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="4"/>tung, <lbn="30"/>durch den ganzen Leib der Menschheit hindurch, scheint <lbn="31"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="5"/>unaufhaltsam, ihr tempo und Schritt darf sogar von <lbn="32"/>nun an <lbedRef="#KGW #KSA"n="6"/>immer langsamer, feiner, unhörbarer, besonnener <pbn="16"/>
<lbn="1"/>sein – man <lbedRef="#KGW #KSA"n="7"/>hat ja Zeit… Kommt der Kirche in die<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="2"/>ser Absicht heute noch <lbedRef="#KGW #KSA"n="8"/>eine <hirend="spaced">nothwendige</hi> Aufgabe, <lbn="3"/>überhaupt noch ein Recht auf <lbedRef="#KGW #KSA"n="9"/>Dasein zu? Oder könnte <lbn="4"/>man ihrer entrathen? Quaeritur. Es <lbedRef="#KGW #KSA"n="10"/>scheint, dass sie <lbn="5"/>jenen Gang eher hemmt und zurückhält, statt <lbedRef="#KGW #KSA"n="11"/>ihn zu <lbn="6"/>beschleunigen? Nun, eben das könnte ihre Nützlichkeit <lbn="7"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="12"/>sein… Sicherlich ist sie nachgerade <segtype="lem"xml:id="lem16a"/>etwas<anchorxml:id="lemEnd16a"/> Gröb<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="8"/>liches und Bäu<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="13"/>risches, das einer zarteren Intelligenz, <lbn="9"/>einem eigentlich moder<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="14"/>nen Geschmacke widersteht. <lbn="10"/>Sollte sie sich zum Mindesten nicht <lbedRef="#KGW #KSA"n="15"/>etwas raffinieren?… <lbn="11"/>Sie entfremdet heute <segtype="lem"xml:id="lem16b"/>mehr,<anchorxml:id="lemEnd16b"/> als dass sie <lbedRef="#KGW #KSA"n="16"/>verführte… <lbn="12"/>Wer von uns würde wohl Freigeist sein, wenn es <lbedRef="#KGW #KSA"n="17"/>nicht <lbn="13"/>die Kirche gäbe? Die Kirche widersteht uns, <hirend="spaced">nicht</hi> ihr <lbn="14"/>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="18"/>Gift… Von der Kirche abgesehn lieben auch wir das <lbn="15"/>Gift…“ <lbedRef="#KGW #KSA"n="19"/>– Dies der Epilog eines „Freigeistes“ zu <lbn="16"/>meiner Rede, eines <lbedRef="#KGW #KSA"n="20"/>ehrlichen Thiers, wie er reichlich <lbn="17"/>verrathen hat, überdies eines <lbedRef="#KGW #KSA"n="21"/>Demokraten; er hatte mir <lbn="18"/>bis dahin zugehört und hielt es nicht <lbedRef="#KGW #KSA"n="22"/>aus, mich schwei<pcsource="#Ed"force="weak">-</pc>
<lbn="19"/>gen zu hören. Für mich nämlich giebt es an die<pcsource="#KGW #KSA"force="weak">-</pc>
<lbedRef="#KGW #KSA"n="23"/>ser <lbn="20"/>Stelle viel zu schweigen. –
</p>
</div2>
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<lem>9.</lem>
<rdgwit="#Dm"n="a10r,34">10.</rdg>
<rdgwit="#Cb"n="15,14">9.</rdg>
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<lem>Sklaven“, oder „der Pöbel“, oder „die Heerde“,</lem>
<rdgwit="#Dm"n="a10r,36">Sklaven“ oder „der Pöbel“ oder „die Heerde“</rdg>
<rdgwit="#Cb"n="15,17-18">Sklaven“, oder „der Pöbel“, oder „die Heerde“,</rdg>
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<lem>geschehen</lem>
<rdgwit="#Dm"n="a10r,36">geschehn</rdg>
<rdgwit="#Cb"n="15,19">geschehen</rdg>
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<hirend="spaced">gelungen</hi>.</lem>
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<hirend="underline">gelungen</hi>!</rdg>
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<hirend="spaced">gelungen</hi>.</rdg>
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<lem>Menschengeschlechtes</lem>
<rdgwit="#Dm"n="a11r,1">Menschengeschlechts</rdg>
<rdgwit="#Cb"n="15,26">Menschengeschlechtes</rdg>
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<lem>Worten!).</lem>
<rdgwit="#Dm"n="a11r,2">Worten!)</rdg>
<rdgwit="#Cb"n="15,29">Worten!).</rdg>
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<lem>etwas</lem>
<rdgwit="#Dm"n="a11r,6">Etwas</rdg>
<rdgwit="#Cb"n="16,7">etwas <notetype="annotation">(Korrektur von Köselitz’ Hand)</note>